Kritikskizze zur Familienpolitik

 

 

1.Der Familienbegriff wird flexibel definiert. Selten wird die natürliche, oft die eheliche Familie verstanden. Meist wird unter Familie nur der Ort an dem  Kinder leben gemeint.  Diese Definitionsbasis entzieht der natürlichen Familie ihre Verantwortlichkeit, untergräbt ihr Gemeinschaftsgefühl und unterstützt Auflösungstendenzen durch spontane oder zeitweise Individualisierungstendenzen.

 

2. Die Werteordnung in der Chronologie ihres Auftretens wird bei der Vielfalt der Familienformen außer Acht gelassen. Die Gleichwertigkeit der Familienformen wird als Austauschprinzip missverstanden. Es bleibt nicht anerkannt, dass alle Familienformen ihre Basis in der natürlichen Familieform haben. Die Bedeutung der natürlichen Familie wird dadurch herabgewürdigt.

 

3. Grundlegende Eckdaten für den Zustand der Familie bleiben verdeckt. Den statistischen Erhebungen folgend, wird weder bestimmt noch darauf aufbauend diskutiert:

a.) welche Kontinuität für Kinder besteht; mit seinen beiden natürlichen Eltern aufzuwachsen und mit dieser Sozialisation die persönliche Selbstständigkeit zu erreichen,

b.) wie oft  und welche Entwicklungsveränderungen für die Kinder bis zur persönlichen Selbstständigkeit durch den Austausch der Betreuungspersonen vorkommen und wie sie eingeschränkt werden können.

 

4. Es werden keine staatlichen Initiativen eingeleitet, die die geltende Rollentrennung mit kompensatorischen Maßnahmen aufhebt. Maßnahmen zur Vereinbarkeit von Erwerb und Familie sind so gestaltet, dass nicht ein Ausgleich stattfindet, sondern die Rollentrennung, nur mit anderen Attributen, weiterhin vorherrschend bleibt. Dadurch bekommen Kinder am Beispiel der Gesellschaft und meist der eigenen Familie die Vorbilder nahegebracht, die eine Reproduktion der Rollentrennung zur Folge hat.

 

5. Die Wehrpflicht für junge Männer beeinflusst ganz erheblich die Verschiedenheit der Lebensplanung von Männern und Frauen. Erst recht nach Veränderung des Ost/West-Gegensatzes verletzt sie unbegründet und in unverantwortlicher Weise die Individualrechte junger Menschen hinsichtlich ihrer Familienorientierung.

 

6. Die Diskussion der Gleichberechtigung erfolgt weniger an Attributen sondern unterscheidet eine Gleichberechtigung von Männern und eine Gleichberechtigung für Frauen. Auch wenn die Verletzungen von Gleichberechtigung in bestimmten Bereichen häufiger Frauen betrifft, werden gleichermaßen betroffene Männer durch diese Form der Diskussion diskriminiert.

 

7. Familienpolitik erfolgt häufig als Frauenpolitik. Auf die Vergangenheit bezogen, mag diese Orientierung teilweise durchaus angebracht sein. Einer Politik für die Zukunft, in der Männer und Frauen gleiche Verantwortlichkeiten und Möglichkeiten haben sollen und haben können, steht diese Vorabfokussierung auf Frauen als Hindernis entgegen.

 

 

 

 

 

12.6.2000, ursprünglich als Hinweis für das Forum Familie beim SPD-Parteivorstand zusammengestellt vom Bundesverband ELTERN FÜR AKTIVE VATERSCHAFT, EFAV e.V.;

im weiteren, auch an andere Parteien gerichtet, 2001 auch die Ministerpräsidenten von Sachsen-Anhalt und Schleswig-Holstein; 2002, Herrn Dr. Edmund Stoiber, im Zusammenhang mit der Diskussion um das Familiengeld vorgestellt.