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anwalt.de - Rechtstipp vom 28. Dezember 2006
 
Mediation - Konfliktlösung statt Hokuspokus

 Rechtstipp zum Thema: Mediation

Sehr geehrter Herr Sochart,

Mediation als eine noch junge aber Erfolg versprechende Strategie bei Konflikten jeder Art

Der Begriff der Mediation, nicht zu verwechseln mit der spirituellen "Meditation", ist in Deutschland zwar noch recht jung, hat sich jedoch innerhalb kürzester Zeit gerade als Tätigkeitsbereich spezialisierter Rechtsanwälte etabliert. Doch was sich dahinter verbirgt, ist vielen häufig noch unklar.

Was versteht man unter Mediation?

Mediation ist allgemein gesprochen ein Weg der Konfliktlösung. Im juristischen Bereich stellt sie eine Unterart des Schlichtungsverfahrens dar, bei dem die Parteien eines Streites einen neutralen, sachverständigen Dritten zur außergerichtlichen Einigung hinzuziehen. Schlichtungsverfahren werden häufig vor anerkannten Schlichtungsstellen - etwa der IHK oder Handwerkskammern - durchgeführt. Bei geringwertigen Streitigkeiten kann man sogar zur Durchführung eines Schlichtungsverfahrens verpflichtet sein, ehe man das Gericht anrufen darf - in Bayern etwa bei Streitwerten unter 750 Euro. Die Mediation findet ebenfalls außergerichtlich, jedoch gänzlich freiwillig statt. Unter Anleitung des Mediators als neutralem Dritten, erarbeiten die Parteien mit Hilfe seiner besonderen Kommunikationstechniken eine für beide Seiten befriedigende und endgültige Lösung.

In welchen Bereichen kommt Mediation zum Einsatz?

Am weitesten verbreitet ist die Mediation im Bereich des Familienrechts. Insbesondere bei Trennung und Scheidung oder Streitigkeiten um gemeinsame Kinder haben die Parteien den Kontakt und die Gesprächsfähigkeit verloren. Häufig findet Mediation ferner im Bereich des Arbeitsrechts Anwendung, etwa bei Arbeitgeber-Arbeitnehmer-Konflikten oder Mobbing. Ebenso im Wirtschaftsrecht, wo es den Streitenden meist wichtig ist, die Geschäftsbeziehung trotz der Auseinandersetzung fortsetzen zu können. Im Strafrecht ist sie als Täter-Opfer-Ausgleich, insbesondere im Jugendstrafrecht verankert. Im Gespräch mit seinem Opfer wird dem Täter unmittelbar die Verwerflichkeit seiner Tat bewusst und das Opfer erhält eine sinnvolle Schadenskompensation.

Wie läuft Mediation ab?

Im Rahmen der Mediation diskutieren die Beteiligten unter Anleitung des Mediators meist nach dem so genannten ALPHA-Verfahren ihren jeweiligen Konflikt. Der Mediator ist dabei ausschließlich der Vermittler, der den Rahmen des Gespräches schafft, jedoch keinesfalls konkrete Ergebnisse vorschlägt oder gar beschließt. Die Einigung selbst liegt ausschließlich in der Hand der Parteien. Die Auftragsklärung legt für alle die Rahmenbedingungen, Vertraulichkeit der Gesprächsinhalte sowie Kommunikationsregeln u.a. fest. Anhand einer Liste mit den Streitpositionen und Wünschen der Parteien können diese, unter Leitung des Mediators, der zur sachlichen und ruhigen Diskussion zwingen wird, gemeinsam beraten. Die eigenen Positionen können dargestellt, Meinungen und Informationen ausgetauscht werden. In der "Heureka"-Phase findet ein Brainstorming statt für verschiedenste Lösungsvarianten, die letztlich beim Abschlussverfahren verbindlich festgelegt werden.

Wie lange dauert ein Mediationsverfahren - bei welchen Kosten?

Je nachdem wie komplex und schwierig der Konflikt ist, können mehrere Sitzungen zur endgültigen Beilegung erforderlich sein. In der Regel lässt sich das Verfahren dennoch innerhalb weniger Wochen beenden. Die Kosten werden im Mediationsvertrag vereinbart, meist als Vergütung nach Stunden entsprechend der Qualifikation und Erfahrung des Mediators. Je höher der Streitwert, desto eher lohnt sich die Mediation. Erst ab ca. 1500 Euro Streitwert ist die Mediation günstiger als Gerichts- oder Schiedsverfahren. Die Kosten tragen die Parteien meist zur Hälfte.

Wer darf als Mediator tätig sein?

Mediator darf sich nennen, wer eine entsprechende Zusatzqualifikation durch den Besuch entsprechender Seminare und Erfahrung nachweisen kann. Fortbildung bieten etwa die Bundesarbeitsgemeinschaft Familienmediation, der Bundesverband Mediation oder die Deutsche Anwaltsakademie. Gerade für Rechtsanwälte, die tagtäglich mit Streitbeilegung befasst sind, bietet sich die Mediation als Zusatzangebot an. Der Mandant profitiert auch bei der Mediation vom rechtlichen Fachwissen und der Streiterfahrung des Rechtsanwalts.

Welche Vorteile hat Mediation gegenüber einem gerichtlichen Verfahren?

Im Vergleich zum klassischen gerichtlichen Verfahren bietet die Mediation ein oft sehr viel schnelleres, unbürokratisches Verfahren und zudem eine Kostenersparnis. Außerdem verpflichten sich die Parteien zur Verschwyiegenheit und Vertraulichkeit. Die durch Mediation gefundene Lösung muss nicht mit der tatsächlichen rechtlichen Situation übereinstimmen, die Parteien haben somit Gestaltungsfreiheit. Soweit dennoch rechtliche Grenzen und Formerfordernisse zu beachten sind, achtet hierauf der Rechtsanwalt-Mediator.

Rechtsfragen? Die Experten von anwalt.de stehen im Bereich Familienrecht und vielen weiteren Rechtsgebieten (Arbeitsrecht, Mietrecht ) für unkomplizierten und schnellen Rechtsrat zur Verfügung - wahlweise via E-Mail, direkt telefonisch oder vor Ort.

Mit den besten Grüßen

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