Lübecker Nachrichten, Sonnabend 13.Dezember 1997

Papa - wo bist Du? Mama - wo bist Du?
Kinder brauchen beide Eltern!

Lübecker Väter legen vor dem Amtsgericht Weihnachtsgeschenke nieder - als Symbol für ihre innige Verbindung zu ihren Kindern.

Väter wehren sich. Von ihren Kindern getrennte Männer demonstrieren vor dem Gericht

von Sabine Goris

Lübecks Väter machen mobil. Um fünf vor zwölf demonstrierten zwölf geschiedene und getrennt lebende Väter vor dem Amtsgericht. Sie fordern die Anerkennung des selbsverständlichen Umgangsrechtes jedes Kindes mit beiden Elternteilen nach der Scheidung. Initiiert wurde diese bundesweite Aktion vom "Bündnis für Kinder und Menschenrechte".

Die als "Jahrhundertwerk" gepriesene Reform des Scheidungsrechtes vor 20 Jahren brachte zwar erhebliche Verbesserungen mit sich, die Väter gerieten aber ins Hintertreffen. Nach gültigem Recht wird das Sorgerecht den Müttern zugesprochen, den Vätern bleibt das Umgangsrecht. Oft jedoch nur auf dem Papier. Denn viele Mütter boykottieren die Versuche der Ex-Männer, den Kontakt zu ihren Kindern aufrecht zu erhalten.

Thorsten Hellner kann davon ein Lied singen. Seine Tochter Sophie-Hannah hat er bisher ein einziges Mal gesehen - direkt nach ihrer Geburt. Inzwischen sei sie zwei Jahre alt, aber er habe keinen Kontakt zu Mutter und Kind, erzählt er. "Erst wollte ich meiner Ex-Freundin etwas Zeit lassen, ich dachte, sie beruhigt sich wieder." Doch bisher hatte er keinen Erfolg, sogar die Pakete mit den Geschenken bekommt er wieder zurück - mit dem Hinweis "Annahme verweigert". So könne es nicht weiter gehen, sagt der junge Mann. Er will sogar vor Gericht ziehen, um seine Tochter sehen zu können: "Aber nur als allerletztes Mittel."

Persönliche Probleme sollten die ehemaligen Partner nicht auf dem Rücken der Kinder austragen, sagt Felix Küsters: "Jedes Kind hat ein Bedürfnis nach seinen leiblichen Eltern, man kann Väter nicht einfach nach Beliegen austauschen." Die Selbsthilfegruppe "Väter in Trennung und Scheidung" und der "Väteraufbruch für Kinder" engagieren sich dafür, daß künftig auch die Väter zu ihrem Recht kommen.
 


zurück
www.vaeter-aktuell.de/presse1997