Münstersche Zeitung, Sa./So. - 13./14. Dez. 1997

"Väteraufbruch fuer Münster" protestierte

Kinderlose Väter im Regen stehen gelassen

Münster (VCB) - Vor Gericht sehen sie sich buchstäblich im Regen stehen gelassen - und dies nicht nur gestern bei nasskalter Witterung vor dem Amtsgericht Münster.

Denn die Mitglieder des Vereins "Väteraufbruch für Münster" verbindet das Verbot, ihre Kinder nicht sehen zu dürfen. Meistens in Folge einer Scheidung wird das gemeinsame Kind zum Zankapfel. Besuchszeit und -recht vor Gericht ausgefochten und im schlimmsten Fall ein völliges Kontaktverbot erlassen.

"dabei entwickelt sich der Vorwurf des Kindesmissbrauchs immer stärker zu einem Totschlag-Argument," erklaerte Christian Blümel. Mitglied im Bundesvorstand der Organisation. Auch gegen die Arbeit des Vereins werde immer wieder vorgebracht, dass Kinderschänder in seinen Reihen seien. "Dies ist nicht wahr. Wir wenden uns ganz entschieden gegen jeden Kindermissbrauch und würden keinen Täter im Verein dulden", unterstrich Blümel.

Zusammen mit anderen Vätern hatte er sich gestern zu einer kleinen Protestversammlung vor dem münsterschen Familiengericht versammelt. "Väter verarbeiten ihre Trennungssituation meistens ganz still", erläuterte er die geringe Teilnehmerzahl - obwohl der Verein allein in Münster 43 Mitglieder hat. Mit Flugblättern, Plakaten und einer Gartenschlauch-Trompete wollten die zwangsweise kinderlosen Vaeter auf ihre Aktion aufmerksam machen. "Schluss mit dem Umgangsboykott!" war ihre Botschaft an die vorübergehenden Passanten.

Auch im Internet ist der Verein vertreten, wobei Rainer Busch aus Lippstadt, selbst Betroffener, die Internetseiten betreut.

"Ich darf meine Kinder seit fünf Jahren nicht mehr sehen", berichtet Manfred Kaulink. Daher hat er ein Geschenk mitgebracht, das er beim Amtsgericht abgeben wollte - zur Weitergabe an sein Kind.

Doch der Pförtner des Amtsgerichtes schien von diesem Ansinnen wenig begeistert und beförderte das Päckchen vor die Tür - zu den durchgeregneten Vätern.


zurück