"WIR GEHEN NACH BERLIN!"

 

ANSPRACHE ZUM ABSCHLUSS DES PROTESTMARSCHES

DER BAYERISCHEN TRENNUNGSVÄTER AM 08.09.2002

IN BERLIN/SCHLOSS BELLEVUE

 

Liebe Väter und Mütter, liebe Freunde, Betroffene und all jene, denen ihre Kinder am Herzen liegen,

 

"Wir gehen für unsere Kinder nach Berlin!" so lautete das Motto, unter dem wir nun 5 Wochen zu Fuß von Regensburg nach Berlin bis hierher zum Amtssitz des Bundespräsidenten unterwegs waren.

 

Fast 600 km Strecke, vollgepackt mit Begegnungen, Treffen und Info-Ständen, aber auch voller Mühen, Anstrengungen und Schweiß. Mal ging es bergauf, dann wieder bergab, mal schwitzend unter sengender Hitze auf Teerstraßen dahin, mal fröstelnd im Regen abseits aller Straßen. Doch unser Ziel haben wir nie aus den Augen verloren und WIR SIND DA, SIND ANGEKOMMEN AM ZIEL DIESES MARSCHES .

 

Im Grunde ist es genau das, was ein jeder von uns hier auf seinem Weg und bei seinem Kampf um sein Kind erlebt :

es ist ein langer und mühseliger Weg in diesem Staat, für sein Kind Vater oder Mutter sein zu dürfen, wenn der andere Elternteil das nicht will und dieses systematisch unterläuft und verhindert. Jeder von uns kennt dieses berauf und bergab, die Hoffnung und Sehnsucht auf das Erreichen des Ziels einerseits und dann wieder die Verzweiflung, Ohnmacht und Wut auf der anderen Seite.

 

Nicht das Kind zählt für den anderen, sondern der eigene Egoismus. Der Krieg zwischen zwei Erwachsenen wird auf dem Rücken des Kindes ausgetragen und nur einer kann ihn in Wirklichkeit nur verlieren: das Kind selbst!

 

Hunderttausende von Kindern müssen tagtäglich dieses Schicksal erfahren, müssen erfahren, wie schlimm und verheerend es ist, wenn Jugendämter und Richter ihnen im Namen des Gesetzes (und in Wahrheit im Namen des anderen Elternteils) den Vater wegnehmen.

 

 

Verantwortlich dafür, daß all dies in unserem Staat passieren kann, sind die, die die Gesetzesgrundlagen hierfür schaffen, die dem verantwortungslosen und zerstörerischen Tun keinen Einhalt gebieten, allen voran die Politiker und Richter .

 

Deswegen sind wir heute hier in Berlin :

 

wir haben die Verantwortlichen dieses Staates darum gebeten, sich des Anliegens unserer Kinder anzunehmen und eine Petition sowie Unterschriften entgegenzunehmen. Insbesondere Sie, Herrn Bundespräsident Johannes Rau, hatten wir gebeten, folgende Petition entgegenzunehmen:

 

(PETITION)

 

"Familie bedeutet Herkunft und Zukunft, und wer wollte, ja wer könnte darauf verzichten?" - so Ihre eigenenWorte. Umso mehr hat uns insbesondere die Begründung Ihrer Absage sehr betroffen und nachdenklich gemacht, in der Sie uns mitteilen, daß Ihr Amt Sie zur Zurückhaltung in tagespolitischen Fragen verpflichte und Sie nichts für uns tun könnten, weil das verstanden werden könnte, als wollten Sie Legislative und Exekutive präjudizieren. Wir sollten uns doch an einen anderen Adressaten wenden.

 

Auch das haben wir getan, Herr Bundespräsident, mit folgenden Ergebnissen:

 

Bundestagspräsident Thierse hat uns telefonisch ohne Nennung von Gründen absagen lassen; Bundeskanzler Schröder (der sich selbst als kompetent für dieses Thema darstellt) hat unseren Brief weiterdelegiert; und von den Kanzlerkandidaten Stoiber und Westerwelle haben wir nicht einmal den Eingang unseres Schreibens bestätigt erhalten .

 

"Zeit für Taten" - "Taten statt Worte" - "Die Zeit ist reif" - "Wir schaffen das"

 

so tönt es aus allen Ecken und von allen Parteien. Heute, meine Herren Politiker sind wir hier, heute fordern wir ihre Versprechen ein! !

 

DOCH WO SIND SIE ? ! ? !

 

 

 

Zigtausende von Unterschriften sind das Votum einer Bevölkerung, die den Politikern einen Schritt voraus ist und erkannt hat, um was es geht! Mit diesen Unterschriften werden wir sie festnageln und wir werden nicht eher nachgeben, bis auch in diesem unserem Land jedes Kind das Recht auf beide Eltern hat! !

 

AKTION "Festnageln"

 

Herr Bundespräsident, wir nehmen Sie und Ihren Referenten Herrn Dr. Wolff beim Wort, und werden die an uns ausgesprochene Einladung zum nächsten familienpolitischen Gespräch mit Ihnen gerne annehmen und Ihnen dann auch all diese Unterschriften hier übergeben, so wie wir es den Leuten draußen im Land versprochen haben!

 

Wir Trennungsmütter und Trennungsväter sind mit der Unterstützung unzähliger betroffener Väter und Mütter von Bayern aus bis hierher nach Berlin marschiert, um die Verantwortlichen dieses Staates zum Wohle unserer und aller Kinder zum Handeln aufzufordern. Um von ihnen die Taten einzufordern, von denen sie lauthals und mit vollen Worten tönen.

 

Keiner von unseren ach so besorgten Politikern hat es für nötig befunden, heute und hier da zu sein. Es hätte der Tat bedurft, heute hier zu sein, aber wieder einmal reden unsere Politiker nur leeres Geschwätz, haben wir sie einmal mehr entlarvt in ihrem doppeldeutigen Tun!

 

Wir werden nicht aufhören, für das Recht der Kinder auf BEIDE Eltern zu kämpfen, wir werden nicht aufhören, für sie auf die Straße zu gehen und wir werden erst dann Ruhe geben, wenn die Politiker aufhören mit ihren falschen Worten und Versprechungen und beginnen, sich anstatt dessen endlich um die Kinder dieses Staates kümmern! !

 

Reinhard Birner
1. Vorsitzender "Trennungsväter e.V ."
Amberg/Bayern