Amberg,
10.09.02
Nach 5 Wochen und 600 km
Fußmarsch:
Am 3. August waren sie in Regensburg bei herrlichem Wetter gestartet
und dieses Kaiserwetter hatten sie auch bei ihrer Ankunft an ihrem Ziel, dem
Schloß Bellevue in Berlin:
die etwa 100 Trennungsväter und Trennungsmütter aus der Oberpfalz und
Niederbayern, die für die Rechte ihrer Kinder zu Fuß quer durch die Republik
marschierten und sich dabei durch nichts aufhalten ließen.
Neustadt/Wn, Hof, Plauen, Leipzig, Wittenberg, Potsdam - dies sind nur
einige der Stationen, die auf dem langen Weg passiert wurden. Die bis zu 30 km
langen Tagesetappen gestalteten sich oft nicht einfach, gerade wenn es durch
bergige Gegenden wie etwa im Vogtland ging oder in den neuen Bundesländern
stundenlang unter sengender Sonne auf Teerstraßen marschiert wurde .
Unter der Führung und Initiative von Günter Mühlbauer, dem Regensburger
Regionalbeauftragten der Trennungsväter, nahmen betroffene Väter und Mütter aus
dem gesamten deutschen Bereich an dem Marsch teil; selbst aus Rostock und
Duisburg reisten Teilnehmer an und schlossen sich spontan der Bewegung für ihre
Kinder an.
Mit von der Partie war über die gesamte Strecke auch die
"Trennungswehr", ein extra für die Aktion gebautes Fahrzeug, in dem
die gesammelten Unterschriften sowie die Petition an Bundespräsidenten Johannes
Rau mitgeführt wurden, und das von den Teilnehmern gezogen wurde.
"Der Weg, den wir für unsere Kinder nach Berlin gegangen sind, war
oft sehr mühsam und beschwerlich, ging bergauf und bergab und über viele
Hindernisse, und doch sind wir am Ziel angekommen", so Vorsitzender
Reinhard Birner in seiner Abschlussrede vor dem Bundespräsidialamt in Berlin.
Ein Symbol auch zugleich für den Weg, wie ihn jeder Vater (und jede Mutter) bei
seinem Bemühen und dem Kampf um Umgang und Sorge für sein Kind tagtäglich
erlebe, wenn der andere Elternteil diesen Umgang teilweise oder ganz verhindert
und ein Elternteil ausgegrenzt wird. "Wir sind zu Fuß bis nach Berlin
gegangen, um auf das himmelschreiende Unrecht in diesem Staat aufmerksam zu machen,
das den Kindern ihren Papa wegnimmt und die intensivste Beziehung zwischen zwei
Menschen zerstört; und wir werden weitergehen, bis wir am Ziel sind, bis es in
diesem Staat für jedes Kind das Recht auf BEIDE Eltern gibt und dieser Kontakt
nach einer Trennung oder Scheidung nicht durch den Egoismus eines Elternteils
zum Scheitern verurteilt ist!" so Birner weiter.
Mehr als 11.000 Unterschriften waren während der Aktion gemeinsam mit anderen Väterinitiativen aus ganz Deutschland gesammelt worden. Zeitgleich suchte man bei vielen Informationsständen entlang der Route den Kontakt zur Bevölkerung und stieß dabei auf enormes Interesse und breite Unterstützung für die Belange der Kinder. Von Schlichtungsgesprächen bei der Übergabe eines Kindes für das Besuchswochenende beim Vater über Hunderte von Gesprächen mit der Bevölkerung und Presse-Interviews bis hin zum offiziellen Empfang durch Fraktionsvorsitzende des Landtages reichte die Palette der Erlebnisse unterwegs.
In ihrer Abschlusskundgebung schließlich vergangenen Sonntag vor dem
Schloß Bellevue, dem Amtssitz des Bundespräsidenten, war eine Übergabe dieser
Unterschriften an Bundespräsidenten Rau geplant. Sein Amt verpflichte ihn zur
Zurückhaltung in tagespolitischen Angelegenheiten und deshalb könne er weder
Petition noch Unterschriften entgegennehmen, so die Begründung von Herrn Rau,
die bei den Betroffenen auf Unverständnis stieß und die ihren Unmut lauthals
äußerten.
Dass die Unterschriften aber ihren Adressaten wie versprochen erreichen
werden, dafür bürgt eine Einladung des Referenten des Bundespräsidenten, der
eine Delegation der Trennungsväter zum nächsten familienpolitischen Gespräch
mit dem Bundespräsidenten eingeladen hat. Spätestens dann werden die
Unterschriften persönlich überreicht werden können.
In einer sehr persönlich gehaltenen Meditation brachten die Väter und
Mütter am Abschlusstag ihre Gefühle zum Ausdruck, angefangen von der Wut über
die Ignoranz der Politiker und Jugendämter über den Machtmißbrauch des anderen
Elternteils bis hin zur ungebrochenen Liebe und Sehnsucht für das eigene Kind.
Mit einer gemeinsamen Luftballonaktion für ihre und alle betroffenen
Kinder in diesem Land endete für dieses Mal diese lange Reise; doch "Wir
werden weitergehen, und gegen das Leid und Unrecht in diesem Staat und für die
Träume mit unseren Kindern kämpfen!", so der einmütige Tenor unter den
Anwesenden. Weitergehende Informationen sind zu erhalten unter der Hotline der
Trennungsväter 09621/789327 oder www .trennungsvaeter .de