9. KAPITEL

Gewalt - gegen wen?

- Auf jede ermordete Frau kommen drei ermordete Männer.

- Je brutaler ein Verbrechen, desto eher ist das Opfer männlich. Ausnahme ist die Vergewaltigung.

- Die meisten Opfer von Gewaltverbrechen (Vergewaltigung ausgenommen) sind männlich. Die Zahl dieser Gewaltverbrechen ist um 36 Prozent gestiegen.' Die Zahl der Vergewaltigungen, dem einzigen Gewaltverbrechen mit meist weiblichen Opfern, ist um 33 Prozent gesunken.

- Der Anteil von Vergewaltigungen an der Gesamtzahl der Gewaltverbrechen beträgt 6 Prozent. Bei den restlichen 94 Prozent sind vorwiegend Männer die Opfers

- Das Risiko des Durchschnittsamerikaners, ermordet zu werden, ist 1 zu 153. Das Risiko eines Schwarzen ist 1 zu 28.

- Das Justizministerium führte eine landesweite Umfrage durch und fand heraus, daß 41 Prozent der Amerikaner es weniger schlimm finden, wenn eine Frau ihren Ehemann ermordet als umgekehrt.

- Ehefrauen gaben an, daß sie öfter ihre Männer tätlich angriffen als umgekehrt. (Ergebnis einer landesweiten Studie über Gewalt in der Familie. Die Haushalte wurden nach dem Zufallsprinzip ausgesucht.

- Schwarze werden sechsmal häufiger Opfer eines Mordes als Weiße.' Fünfundvierzig Prozent aller Schwarzen werden mehr als dreimal häufiger Opfer von Gewaltverbrechen.
 
 

Sind nicht Männer die Täter, und ist Gewalt nicht ein Zeichen der Männermacht?

Wir sind ohne weiteres bereit, im letztgenannten Punkt ein Beispiel der Machtlosigkeit der Schwarzen zu sehen. Die Tatsache, daß Männer eher Opfer von Gewaltverbrechen werden, sehen wir aber nicht als Ausdruck der Machtlosigkeit der Männer. Wenn die Statistik belegt, daß Männer öfter Opfer von Gewaltverbrechen werden als Frauen, tendieren wir zu: »Das ist eben Gewalt von Männern gegen Männer.« Wenn die Statistik aussagt, daß Schwarze öfter Opfer von Verbrechen werden als Weiße, nennen wir es rassistisch, wenn jemand kommentiert: »Das ist eben Gewalt von Schwarzen gegen Schwarze.« Opfer bleibt Opfer, wer auch immer das Verbrechen begangen hat.

Warum werden die meisten Gewaltverbrechen von Männern begangen? Spiegelt sich darin die Macht der Männer? Wohl kaum. Schwarze begehen nicht deswegen mehr Verbrechen als Weiße, weil sie mehr Macht haben. Die Stadt Flint in Michigan bringt uns auf die richtige Spur.

Mitte der 80er Jahre mußte die Stadt die Schließung mehrerer Fabriken von General Motors verkraften. 30 000 Automobilarbeiter zogen gezwungenermaßen weg, viele wurden arbeitslos. 1985 verzeichnete die Stadt, die vorher eine niedrige Kriminalitätsrate aufwies, einen enormen Anstieg von Selbstmorden und Alkoholkranken, vor allem aber von Gewalt gegen Ehefrauen, Vergewaltigung und Mord. Flint hatte bald eine höhere Kriminalitätsrate als die Stadt New York. 1985 wurden 285 Vergewaltigungen gemeldet, erschreckend viel für eine Stadt mit 150 000 Einwohnern.

Was können wir daraus schließen? Diese Zahlen geben uns einen Hinweis darauf, daß Mord, Vergewaltigung, Verprügeln der Ehefrau, aber auch Alkoholismus und Selbstmord nichts anderes sind als Macht auf Zeit: wenige Augenblicke von Machtempfinden gegen das jahrelange Gefühl der Machtlosigkeit. Die Verbrechen sind Manifestationen der Hoffnungslosigkeit, begangen von Machtlosen. Deswegen gehen sie hauptsächlich auf das Konto von Schwarzen und von Männern.

Verbrechen, besonders solche, bei denen Geld im Spiel ist, sind Hinweise auf die Diskrepanz zwischen der Erwartung und der tatsächlich gegebenen Möglichkeit, Geld für den Lebensunterhalt zu verdienen. Deswegen begehen Frauen, die berufstätig sind und ausreichend verdienen, selten ein Verbrechen. Frauen, die eine Arbeit haben und wenig verdienen, dagegen durchaus.
 Wenn uns wirklich daran gelegen ist, daß Männer gleich wenig Verbrechen begehen wie Frauen, müssen sich unsere Rollenerwartungen ändern. Wir dürfen von Männern nicht erwarten, daß sie mehr für Frauen sorgen als umgekehrt.
 
 

Unsichtbare Gewalt

- Ein Mann betrat einen Vorlesungssaal der Universität von Montreal und erschoß mehrere Studentinnen. Das Verbrechen machte in der ganzen Welt Schlagzeilen. Als Motiv wurde Frauenhaß angegeben. Die kanadische Regierung gab Millionen von Dollar dafür aus, die Haltung von Männern gegenüber Frauen zu ändern. Etwa zur gleichen Zeit erschoß eine Frau aus Chicago, Laurie Dann, fünf kleine Schuljungen, vergiftete bei zwei Studentenverbindungen das Essen, steckte das Gebäude des Young Men Jewish Council in Brand, verbrannte zwei weitere Jungen in ihrer Kellerwohnung,'' erschoß ihren eigenen Sohn und begründete den Mord an dem Achtjährigen damit, daß er ein Vergewaltiger sei. In keiner einzigen Schlagzeile der Tribune von Chicago gibt es einen Hinweis darauf, daß alle Opfer dieser Frau Jungen waren. '4 Kein Staat investierte Millionen, um die Haltung von Frauen gegenüber Männern zu ändern.

- Bei den Unruhen, die auf das Urteil im Fall Rodney King folgten, wurden zehn Menschen von der Polizei getötet. Es waren ausschließlich Männer." Wenn es Schwarze, Latinos oder Frauen gewesen wären - wäre das unkommentiert geblieben?

Warum blieb der Mann als Opfer unsichtbar? Es liegt zum Teil an den ebenfalls nicht sichtbaren Erwartungen, die eine Gesellschaft an Männer hat. Bei ihnen wird davon ausgegangen, daß sie Geschäfte plündern, bei Frauen nicht. Haben weniger Frauen als Männer an den Plünderungen teilgenommen, weil sie moralischer sind?

Nicht ganz. Erstens haben auch Tausende von Frauen geplündert, es wurde aber keine von der Polizei erschossen. Zweitens wird kaum ein Mann einen gestohlenen Fernsehapparat nach Hause schleppen, wenn er weiß, daß er damit bei seiner Frau auf Ablehnung stößt. Drittens stimmten beide großen politischen Parteien darin überein, daß die Plünderungen durch Schwarze und Latinos nach dem Rodney-King-Urteil zumindest teilweise darauf zurückzuführen seien, daß die Armen kaum Zukunftsperspektiven haben und kaum an der Macht teilhaben. Die Tatsache aber, daß in der Hauptsache Männer die Plünderungen begingen, führte nicht zu dem gleichen Schluß.
 
 

Mordversuch an einem Lehrer

In Michigan versuchte ein siebzehnjähriger Schüler, einen Lehrer seiner Schule zu erwürgen. Danach wurden keine besonderen Schutzvorkehrungen für die Lehrer getroffen. Zwei Monate später beging ein Vierzehnjähriger die gleiche Tat an einer Lehrerin - an derselben Schule. Die Schule berief sofort alle Lehrerinnen ab und reduzierte das Kollegium von einundzwanzig auf neun Personen. Die Sache hatte aber einen Haken: Die männlichen Lehrer mußten bleiben und fast doppelt so große Klassen unterrichten. Je größer die Klasse, desto größer die Gefahr von Gewalt. Schutz für alle Frauen brachte alle Männer in Gefahr. Die Männer wurden natürlich nicht gefragt.

Prügelstrafe - für Jungen

In neunundzwanzig Bundesstaaten ist körperliche Züchtigung in den Schulen immer noch gesetzlich erlaubt." In der Realität jedoch sieht es so aus, daß in den meisten Schulbezirken, die die Prügelstrafe zulassen, ein Lehrer, der ein Mädchen mit einem Lineal schlägt, sofort von den Eltern angezeigt wird. Und ein Lehrer, der ein Mädchen mit der Hand schlägt, kann seine Anstellung und seine Pension in den Wind schreiben. Prügelstrafe ist in der Praxis eine reine Jungenstrafe. In vielen Schulen wird dagegen protestiert, daß Lehrer eher dazu neigen, schwarze Jungen zu schlagen als weiße. Es wird aber an keiner Schule dagegen protestiert, daß nur Jungen geschlagen werden. Wir verwahren uns nicht gegen die Gewalt gegen Jungen, weil wir sie im Unterschied zu der gegen Mädchen nicht wahrnehmen.
 
 

Sexueller Mißbrauch: die unsichtbaren Opfer

Sexuellen Mißbrauch assoziieren wir mit Kindern und damit, daß Mädchen neunmal häufiger Opfer werden als Jungen. In Wirklichkeit ist das Verhältnis 1,7 zu 1.11 Wir vermuten als Täter stets einen Mann. Es ist aber so, daß Mädchen zumeist von Männern mißbraucht werden und Jungen zumeist von Frauen - von Müttern, älteren Schwestern sowie anderen weiblichen Verwandten und Babysitterinnen." Umfragen in Einrichtungen für sexuell mißbrauchte Kinder zeigen ein anderes Bild. Es sind dort grundsätzlich mehr Mädchen anzutreffen, weil wir einem Mädchen, das mißbraucht wird, eher Hilfe anbieten. Nur wenn wir erwachsene Männer ebenso wie Frauen nach sexuellem Mißbrauch in ihrer Kindheit befragen, wird der Mißbrauch auch gleichermaßen sichtbar.

Warum nehmen wir Männer, die Hilfe brauchen, nicht wahr: ob als Opfer von Mißbrauch in der Kindheit, von häuslicher Gewalt oder Prostatakrebs oder Obdachlosigkeit? Historisch bedingt fühlen sich Männer von der Frau-als-Opfer angezogen und Frauen vom Mann-als-Opfer abgestoßen. Auch heute noch wird eine Frau, die eine Reifenpanne hat, einem fremden Mann gestatten, ihr zu helfen. Wenn er eine Reifenpanne hat, wird sie wohl kaum anhalten, um ihm zu helfen.

Männer werden nur in dem Maß Fortschritte machen, wie die Gesellschaft begreift, daß Männer sich nur deswegen zur Frau-alsOpfer hingezogen fühlen, weil sie ein geringes Selbstwertgefühl haben. Männer glauben, nur dann einer Frau wert zu sein, wenn sie etwas für sie tun, daß sie nur unter dieser Bedingung wahrgenommen werden.
 
 

»Krieg gegen Frauen«?

... die Art, wie wir Frauen behandeln, führt zu Gewalt gegen Frauen und kann ihnen die volle Teilhabe am amerikanischen Leben verwehren... Es ist für mich undenkbar, daß meine Enkelinnen nicht die gleichen Chancen haben sollten wie meine Enkel... Dieser Krieg gegen die Frauen muß ein Ende haben.
Präsident BUSH, 26. Juni 1989 vor der American Association of University Women (Amerikanische Vereinigung von Frauen an der Universität).

Die Schlagzeile nach der Rede von Präsident Busch lautete: "Der Krieg gegen Frauen muß ein Ende haben."

Stellen Sie sich einmal vor, Präsident Clinton würde eines Tages vor der American Association of University Men (die, wenn es soweit käme, natürlich längst aufgelöst wäre) folgende Rede halten:
 
 

Bürgerinnen und Bürger Amerikas ...

... die Art, wie wir Jungen behandeln, macht aus ihnen gewalttätige Väter und Ehemänner. Hillary und ich fragen deshalb: Warum fördern wir bei Jungen gewalttätiges Verhalten und stecken sie ins Gefängnis, wenn sie schließlich gewalttätige Erwachsene geworden sind?

Es ist unmoralisch, das Geld, das für Erziehung gedacht ist, dafür auszugeben, daß unsere Söhne lernen, wie sie sich schon in der Grundschule beim Football gegenseitig die Fr... ähm, Verzeihung, fertigmachen können. Kleinen Jungen zuzujubeln, wenn sie sich gegenseitig verletzen, das ist keine Erziehung, sondern Mißbrauch. Nur Jungen so zu erziehen, ist Sexismus, weil sie keine andere Wahl haben. Wenn Hillary und Ich sehen, wie unser Beifall kleine Jungen dazu bringt, ihre Angst und ihre Tränen zu unterdrücken, wird uns klar, daß wir das nicht mehr tun dürfen. Dann können unsere Jungen ihre Angst zeigen.

Footballförderung ist Förderung von Verletzungen. Stellen Sie sich einmal vor, die Cheerleaderinnen hätten so häufig Bandscheibenvorfälle, ausgerenkte Schultern, gebrochene Wirbel und verletzte Knie, mit den entsprechenden Spätfolgen im Alter, wie Jungen auf dem Spielfeld. Würden wir dann mit Steuergeldern Cheerleaderinnen fördern? Auch Hillary bezweifelt das.

Wir halten es für unmoralisch, unseren Söhnen zu vermitteln, daß sie an Sex-Appeal gewinnen, wenn sie sich dem Risiko einer Gehirnerschütterung aussetzen. Würden wir Mädchen ermutigen, ihren SexAppeal zu erhöhen, indem sie ihren Körper einsetzen - etwa durch Sex auf dem Spielfeld mit den Jungen einer anderen Schule? Wer würde sie dabei noch anfeuern? Unsere Männer würden sanfter werden, wenn sie für Sanftheit Applaus bekämen.

Hillary und ich sind der Auffassung, daß Football unseren Söhnen die Bereitschaft anerzieht, sich Lebensgefährlichen Risiken bei der Arbeit auszusetzen und sich als Achtzehnjährige zur Musterung zu melden. Das Risiko, einen tödlichen Arbeitsunfall zu erleiden, ist für unsere Söhne sechzehnmal höher als für unsere Töchter. Wir halten die Behauptung für unzulässig, daß wir die Gleichberechtigung von Männern und Frauen anstreben, wenn wir unsere Söhne derartigen Gefahren aussetzen und sie damit zum geopferten Geschlecht machen.

Deswegen erlasse ich heute das Equal Life Amendmcnt (Gesetz für gleiches Recht auf Leben). Wir können nicht länger hinnehmen, in einem Land zu Leben, das Männern das gleiche Recht auf Leben vorenthält.

Dieser Krieg gegen unsere Söhne muß ein Ende haben. Er ist Amerikas längster Krieg und eine Vorbereitung auf den Atomkrieg. Solange diese Art von Gewalt tabuisiert ist, wird Gewalt kein Ende haben.
Präsident Clinton, 26. Juni, vor der zukünftigen American-Association-of-University-Men-Versammlung
 
 

Männer als Opfer vorm Gewalt: darüber spricht man nicht

- Als 1989 eine Joggerin im Central Park vergewaltigt und mißhandelt wurde," gab es landauf, landab Demonstrationen von Frauen unter dem Motto: »Wir erobern uns die Nacht zurück.« Und wie hieß der Lösungsvorschlag? Die Überschrift von Ellen Goodmans Kommentar lautete: » Sicherheit für Frauen? Sperrt die Männer weg.«

- Als 1989 ein Jogger im Central Park mit einem Knüppel krankenhausreif geschlagen wurde, zeigte er diesen Überfall an .'S Er war im Monat zuvor zufällig zweimal Augenzeuge gewesen, wie zwei weitere Männer im Central Park getreten, gestoßen und verprügelt worden waren. Er hatte auch diese beiden Zwischenfälle der Polizei gemeldet. Später rief er die Polizei an und erkundigte sich, wie viele Überfälle in den letzten zwei Monaten verübt worden waren. Kein einziger, Lautete die Auskunft.

Unser Zorn auf Männer; die Verbrechen begehen, macht uns blind für Männer, die Opfer von Verbrechen werden. Mit den Überfällen auf die beiden Männer, die der Jogger der Polizei gemeldet hatte, wurde verfahren, als wären sie nie verübt worden. Man stelle sich das Ausmaß der öffentlichen Empörung vor, wenn eine Frau die Vergewaltigung von drei verschiedenen Frauen zur Anzeige gebracht hätte und die Anzeigen gar nicht entgegengenommen, geschweige denn verfolgt worden wären. Wenn die Polizei Verbrechen gegen Frauen eher aufnimmt als Verbrechen an Männern, werden die Verbrechen an Frauen auch eher zur Kenntnis genommen.

Gewaltverbrechen an unschuldigen Frauen schaffen ein Klima von Mißtrauen, unter dem unschuldige Männer zu leiden haben. Jeder Mann, der eine Frau zu sich nach Hause einlädt, riskiert eine Absage, und zwar nicht nur, weil sie eine Einladung von einem Mann von vornherein mit Skepsis betrachtet, sondern auch, weil die Vergewaltigung, von der sie gerade gehört oder gelesen hat, die Wahrscheinlichkeit erhöht, daß sie die Einladung ablehnt. Er ist verdächtig, auch wenn er selbst Opfer von Männergewalt oder bei einer mutigen Tat zum Schutz von Frauen verletzt wurde.
 
 

Gewalt gegen kleine Jungen

Ich sah, wie sie meinen Sohn an seinen ausgestreckten Armen und gespreizten Beinen festbanden und mit dem Stahlding seinen Penis berührten. Da wußte ich, daß die Entscheidung zur Beschneidung ein fürchterlicher Fehler war. Nie habe ich ein Kind so schreien hören. Ich werde es mein Lebtag nicht vergessen.

Gewalt gegen Mädchen nennen wir Kindesmißhandlung, und sie wird gesetzlich verfolgt. Gewalt gegen Jungen in Form der Beschneidung dagegen wird geduldet und steht nicht unter Strafe. In Amerika ist die Beschneidung der häufigste chirurgische Eingriff."

Die Notwendigkeit, die Vorhaut am Penis eines kleinen Jungen zu entfernen, wird in fast allen Ländern mit hohem medizinischem Standard bestritten: Norwegen, Frankreich, Schweden, England, Dänemark, Japan und Finnland. In England sank die Zahl der Beschneidungen drastisch: von 50 Prozent im Jahr 1950 auf heute 0,5 Prozent."

In den Vereinigten Staaten wird die Beschneidung traditionellerweise ohne Narkose durchgeführt." Die Schmerzbetäubung bei der Beschneidung von Neugeborenen erhöht jedoch erheblich deren Chancen, den Eingriff zu überleben," berichtet das New England Journal of Medicine. Die Narkose verringert den Streß des Kindes und beugt Infektionen und Embolien vor.

Haben die Jungen im Säuglingsalter bei der Beschneidung überhaupt Schmerzen? Im Journal o f the American Medical Association heißt es, daß die Jungen bei der Beschneidung heftig schreien und sich »ihr Herzschlag und ihre Atemfrequenz, der Sauerstoff- und Cortisonspiegel dramatisch verändern«.

Wenn ein Junge dieses erste traumatische Erlebnis überstanden hat - gibt es Spätfolgen irgendwelcher Art? Darüber gibt es keine Untersuchungen. Es gibt auch nicht genügend Daten darüber, ob eine Beschneidung Krebs und Infektionen verhindert oder verursacht. Wir müssen uns daher auf indirekt sich ergebende Vermutungen verlassen sowie darauf, was wir über andere Traumen von Neugeborenen wissen. So ist z.B. belegt, daß sich die Isolierung eines Säuglings in einem Inkubator auf seine Entwicklung und sein späteres Verhalten auswirkt. Fest steht auch, daß Männer in Kanada und Australien, die im allgemeinen nicht beschnitten werden, keine Hygieneprobleme haben und keine höhere Infektions- und Krebsrate aufweisen." Aber mangelnde Information verunsichert uns, und wir bleiben weiter im ungewissen, obwohl uns eine umfassende Studie über die Spätfolgen der Beschneidung weniger kosten würde als zwei Minuten Golfkrieg

Die Kritik an der Beschneidungspraxis erlitt ihren wohl grössten Rückschlag durch eine Studie, die angeblich belegen konnte, daß Frauen von nichtbeschnittenen Männern ein höheres Risiko hätten, an Gebärmutterhalskrebs zu erkranken, als Frauen beschnittener Männer. 15 Diese Studie erfuhr enorme Publizität. Als zwei Folgestudien widerlegten, daß Frauen nichtbeschnittener Männer ein größeres Risiko hätten, fanden sie kaum Beachtung.

Beschneidung wird meist mit Gesundheits- und Hygieneargumenten gerechtfertigt. Es stimmt, daß ein beschnittener Penis nicht so intensiver Reinigung bedarf wie ein nicht beschnittener Penis. Ein nicht beschnittener Penis sondert mehr Smegma ab und muß mit einer milden Seife und Wasser gewaschen werden. Smegma ist jedoch ein natürliches Gleitmittel, wie Körper- und Haarfett. In Ländern, in denen die Beschneidung nicht üblich ist, lernen die Jungen, den Penis zu säubern, so wie sie lernen, sich die Haare zu waschen, sich zu baden oder sich die Fingernägel zu reinigen. Niemand kommt auf den Gedanken, die Fingernägel zu entfernen, um sie nicht mehr reinigen zu müssen.

Edward Wallerstem, einer der kompetentesten Urologen des Landes und ein Fachmann in Fragen der Beschneidung, erklärt, dass fast alle Gründe, die für die Beschneidung angeführt werden, auch die Entfernung der Klitoris bei Mädchen rechtfertigen könnten.' Der weibliche Körper produziert Smegma in der Klitoris, die der Penisspitze beim Mann entspricht. Wenn sie nicht gewaschen wird, können auch hier Schmutz, Keime, übler Geruch und Infektionen auftreten. Aber das veranlaßt uns schließlich auch nicht zur Beschneidung der Klitoris.

Würden wir die weibliche Beschneidung praktizieren, wären wir schnell damit bei der Hand, diese Tradition als Unterdrückung der Sexualität von Mädchen zu bezeichnen. Beschneidungen an Jungen werden in Amerika weiterhin ohne wissenschaftliche Untersuchungen durchgeführt, und das beweist, daß wir unsere männlichen Kinder weiter dazu erziehen wollen, Schmerzen klaglos zu ertragen. Sie sollen, ohne Fragen zu stellen, bereit sein, ihre Körper zu opfern, so wie sie ungefragt ihre Vorhaut zu opfern gezwungen werden.
 
 

Gewalt gegen Männer heißt...

Ein Werbespot Für Coca-Cola zeigt einen Mann, der an eine Coladose gelangen will und dabei riskiert, daß ihm von einer Haifischflosse die Hoden abgetrennt werden. Die Flosse ähnelt einer Kreissäge.

Die Firma macht sich das Wissen darum zunutze, daß dem Leben eines Mannes weniger Wert beigemessen wird als einer Flasche Coca-Cola!

Jedes amerikanische Schulkind verfolgt bis zu seinem achtzehnten Lebensjahr etwa 40 000 Morde im Fernsehen mit." Es sind zu 97 Prozent Männer; die in den im Fernsehen gezeigten Spielfilmen umgebracht werden. Die feministische Devise lautet jedoch: »Es gibt keine Entschuldigung für Gewalt gegen Frauen. «

Warum kommt uns die Zahl der Männer, die in Filmen einem Mord zum Opfer fallen, etwas hochgegriffen vor? Weil wir es »Unterhaltung« nennen und nicht »Gewalt gegen Männer«, wenn sämtliche Leichen in Western und Kriegsfilmen männlichen Geschlechts sind. Es liegt aber auch daran, daß ganze Serien von den Gefahren handeln, denen Frauen ausgesetzt sind, und uns das Gefühl vermitteln, Frauen wären permanenter Gewalt ausgeliefert.

Wenn einer Frau dagegen lediglich eine Verletzung zugefügt wird, wie in dem Western Unforgiven aus dem Jahre 1992, handelt der gesamte Film von der Bestrafung derjenigen, die ihr etwas angetan haben. Rund ein Dutzend Männer müssen sterben, bis zwei von ihnen kapieren, daß man einer Frau besser nichts antut. (Ich spreche von rund einem Dutzend, weil die Männer, die ihretwegen sterben müssen, weniger im Rampenlicht sind als die eine einzelne Frau, der eine Verletzung zugefügt wurde.) Es ist typisch für Frau-in-Gefahr-Filme, daß die Frau gerettet wird und viele Männer dabei ihr Leben lassen müssen. Einem Mann, der eine Frau in Gefahr bringt, wird nicht verziehen. Eine Frau, deren Leben in Gefahr gebracht wird, bleibt unauslöschlich im Gedächtnis haften. Männer, die bei dem Versuch, sie zu retten, umkommen, geraten in Vergessenheit. So ist es möglich, daß die 97 Prozent in Filmen gemordeter Männer nicht wahrgenommen werden.
 
 

Wird im Kino Gewalt gegen Frauen besonders ausgeschlachtet?

Wir sind versucht zu antworten: »Nein, amerikanische Film schlachten Gewalt gegen beide Geschlechter aus.<, Aber das stimmt nicht ganz. Bei objektiver Betrachtung stellen wir fest, daß 97 Prozent der Menschen, die in Filmen ihr Leben lassen müssen, Männer sind.4' Unsere Aufmerksamkeit jedoch wurde auf die Gewalt gegen Frauen gelenkt.

Nicht nur Western und Kriegsfilme sind wahre Mann-gegen-Mann-Tötungsorgien, sondern auch Kriminal- und Frau-in-Gefahr-Filme. Rufen wir uns doch einmal in Erinnerung, wer in der West Side Story oder in anderen Filmen über Gangs und Jugendbanden getötet wird. Alle diese Filme bleiben im Programm, weil wir uns immer noch nicht daran satt gesehen haben, wie Männer Männer oder gar Jungen Jungen töten - und weil wir dafür auch noch Geld ausgeben.

Im Gegensatz dazu lautet das ungeschriebene Gesetz der Filmindustrie, daß »unschuldige Frauen, wenn sie in mehr als drei Filmszenen aufgetreten sind, nicht mehr einem Mord anheim fallen dürfen«. Fast immer wird diese Regel eingehalten. (Doch Vorsicht: Nachdem Ihnen dieses Prinzip einmal klargeworden ist, können Sie den Ausgang fast jedes Spielfilms voraussagen.)
 
 

In der Regel wird im Film eine Frau nicht getötet, es sei denn:

- es handelt sich um einen Horrorfilm (da reicht der Tod eines Mannes nicht aus);

- sie wird dargestellt, als wäre sie keine »richtige Frau«, wodurch sie ihr besonderes Anrecht auf Schutz verwirkt. Sie ist z.B. ein Wesen von einem anderen Stern (wie in Aliens und Blade Runner); sie hat alle negativen Eigenschaften eines Mannes (Aliens) oder sie ist vollkommen verrückt und eine Mörderin (Misery, Eine verhängnisvolle Affäre);

- sie bedroht das Leben einer anderen unschuldigen Frau;

- sie hatte weniger als drei Auftritte (wir haben sie kaum oder gar nicht kennengelernt - sie ist für uns nicht »real«);

- der ganze Film handelt davon, wie ihr Tod gerächt wird, wodurch er eigentlich zum moralischen Film wird, der uns lehrt, daß ein Mann sein Leben lassen muß, wenn eine Frau umgebracht wird.

In den Frau-in-Gefahr-Filmen hat jedoch nicht nur derjenige Mann sein Leben verwirkt, der die Frau in Gefahr gebracht hat, sondern auch andere unschuldige Männer. So wird uns z.B. in Das Schweigen der Lämmer vor Augen geführt, daß viele unschuldige Männer (die Gefängniswärter) mit ihrem Leben bezahlen müssen, weil ein Mann eine Frau getötet hat (was aber nicht gezeigt wird) und eine weitere Frau möglicherweise in Gefahr ist. Den Mord an einer Frau zu zeigen, wird aber vermieden.

Die unschuldigen Gefängniswärter werden ohne Anteilnahme, aber gründlich verstümmelt, und das auch eher beiläufig. Ihr Tod verleiht dem Film mehr Spannung; er ist wie das Salz in der Suppe, während unsere Hauptsorge Jodie Foster gilt. Wäre weibliches Gefängnispersonal getötet worden, dann nicht bloß als Dreingabe zur Haupthandlung. Nur der Mord an Männern ist so wenig sichtbar wie das Salz in der Suppe. Wenn dieses ungeschriebene Gesetz gebrochen und Frauen quasi nebenbei ermordet worden wären, hätte dieser Verstoß gegen die politische Korrektheit einen öffentlichen Aufschrei ausgelöst und der Film wäre nicht mehrfach preisgekrönt worden. Frau-in-Gefahr-Filme laufen also oft auf nichts anderes hinaus als Töte-den-Mann-Filme.

Was passiert, wenn ein Roman gegen die Faustregel verstößt, nach der eine Frau nach ihrem dritten Auftritt nicht mehr umkommen darf? Wir können zwei Dinge vorhersagen: 1. Der Roman wird nicht verfilmt werden, und 2., wenn gegen die Gewalt in dem Film protestiert wird, dann nur gegen die Gewalt, die Frauen erleiden. In dem Roman American Psycho z. B. fallen Männer, Frauen und ein Junge einem Mord zum Opfer (es sterben acht Männer und ein Junge, die Morde an drei Männern und dem Jungen werden genau beschrieben ).12 Hunderte von Protesten und Artikeln irrganzen Land befaßten sich ausschließlich mit der Gewalt gegen die Frauen. Ich bin mir sicher, daß aus diesem Roman kein erfolgreicher Film werden würde, geschweige denn, daß er mit Preisen ausgezeichnet würde.

Frau-in-Gefahr-Filme sind eigentlich nichts anderes als die modernisierte Version der alten Sagen, in denen ein Mann die Prinzessin vor dem Drachen rettet und dabei sein Leben verliert. Es sind Unterrichtsfilme für Frauen, die ihnen vermitteln, den besten Beschützer zu wählen und alle übrigen Charaktermerkmale eines Mannes zu vernachlässigen. Und dann nennen wir Frauen »Opfer« und Männer »mächtig«.
 
 

Gewalt gegen Männer als ein Akt von Frauenemanzipation

Der Film Thelma und Louise gilt als emanzipatorischer Frauenfilm. (Er wurde als einziger Film auf der 25. Jahreskonferenz der National Organization of Women gezeigt.) In der gesamten amerikanischen Filmgeschichte wurden bisher nie zwei Männer als Helden der Männerbewegung gefeiert, die ihre Ehefrauen verlassen hatten, sich mit zwielichtigen Frauen herumtrieben, dann eine Frau töteten und die andere in der Wüstenlätze aussetzten und sich selbst überließen. Männliche Massenmörder werden au f den Treffen der Männerbewegung verurteilt, nicht verehrt. Sollte auf einem Männertreffen jemals einer den Mord an einer Frau durch einen Mann eine Befreiungstat und einen Akt der Verbrüderung nennen, werde ich Protest einlegen und das als Faschismus bezeichnen.

Als Männer gegen diesen Film protestierten, war die allgemeine Reaktion: »Schau an, wenn Männer morden, protestiert niemand. Aber jetzt, da Frauen es tun, hagelt es Proteste.« Darum geht es aber nicht. In all den Polizei-, Kriminal- und Kriegsfilmen, den Western und Gangsterfilmen töten Männer andere Männer, und wenn ein Mann eine Frau ermordet, wird er von den anderen umgebracht. Vielfach lassen Männer ihr Leben, weil sie Frauen Schutz bieten wollen, bei Frauen trifft das im umgekehrten Fall selten zu. In Thelma und Louise sind die Rollen ganz traditionell verteilt: Es erscheint keine Frau, die versucht, die beiden Frauen festzunehmen, die die Männer umgebracht haben, keine Frau, die eine andere umbringen will, und keine, die einen Mann beschützen will und dabei ermordet wird.
 
 

Die »Erschieße-den-Mann-und-finde-einen-Menschen«-Filme

Heute hat das Töten von Männern in Filmen eine neue Qualität erreicht: Es wird nicht mehr Gewalt gegen Männer genannt, sondern männliche Selbsthilfe.

In dem Film Regarding Henry »tötet« eine Schußverletzung am Kopf einen arroganten Anwalt und verwandelt ihn in einen fürsorglichen Anwalt. In Doctor »tötet« Krebs den arroganten Arzt und verwandelt ihn in einen fürsorglichen Arzt. Ähnlich in Doc Hollywood. In anderen Filmen werden aus eiskalten Geschäftsmännern sensible Geschäftsmänner, und in Rohire Hood wird dessen Vorleben als verwöhnter Edelmann »getötet«, und er wandelt sich zu einem Helden der Armen. Dazu ist ein Krieg notwendig und ein Vater, der sich erhängt hat.

All diese Ärzte, Anwälte, Geschäftsmänner und Edelmänner sind ein Symbol dafür, daß der Mann erst sterben und erst nach vollzogener Wandlung ein Anrecht darauf hat zu leben. Wenn es eine Flut von Filmen gäbe mit der Botschaft, daß ein Schwarzer oder eine Frau oder ein Jude erst einmal den Tod kennengelernt haben muß, damit ein wirklicher Mensch aus ihm werden kann ...
 
 

Tod an der Spitze

Im wirklichen Leben geht es nicht zu wie im Kino: Je mehr ein Mann dem Bild eines Helden entspricht, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, daß er umgebracht wird. Ein Viertel aller amerikanischen Präsidenten starben während ihrer Amtszeit, viele von ihnen wurden ermordet. Fast alle charismatischen Führer zwischen 1960 und 9980 wurden umgebracht oder verunglückten auf ungeklärte Weise. Nicht nur die Kennedys, Martin Luther King und Malcolm X in den USA, sondern auch Salvador Allende in Chile, Patrice Lumumba in Belgisch-Kongo, Olaf Palme in Schweden, Anwar Sadat in Ägypten sowie Dag Hammarskjöld von den Vereinten Nationen. Sie alle wurden »aus dem Weg geräumt«, als jemand zu der Feststellung gelangte, daß die Rolle, die diese Männer spielten, nicht mehr mit den Interessen anderer konform ging. Männer in Führungspositionen mußten ihr Leben ebenso für ihr Land opfern wie Männer beim Militär. Das ist die moderne Form von Königsmord.

Mit Ausnahme von Indira Gandhi wurde in der jüngsten Geschichte keine weibliche Führungsperson ermordet. Es ist viel wahrscheinlicher, daß eine Frau nach der Ermordung ihres Ehemannes selbst an die Macht kommt, als daß sie ermordet wird. Auf diese Weise wurde Corazon Aquino Präsidentin der Philippinen und Violetta Chamorro Präsidentin von Nicaragua. Benazir Bhutto wurde nach der Ermordung ihres Vaters zur Premierministerin gewählt (nur eine Variante ein und desselben Vorgangs).
 
 

Was tun wir, um der Gewalt gegen Männer ein Ende zu setzen?

Es ist Sexismus, wenn jegliche Gewalt gegen Frauen als ein Ausdruck von Frauenhaß angesehen, Gewalt von Frauen gegen Männer aber nur der allgemeinen Kriminalität zugerechnet wird. Diese Sichtweise läßt den Ruf nach Gesetzen, die Frauen noch weiter ausgedehnten Schutz gewähren, noch lauter werden. Als z.B. Untersuchungen über mißhandelte Frauen veröffentlicht, die rund ein Dutzend Studien über die gleiche Anzahl von mißhandelten Männern aber übergangen wurden, hielten wir es für gerechtfertigt, Gesetze zum Schutz von mißhandelten Frauen zu erlassen. Daß es auch ein »Syndrom des mißhandelten Mannes« geben könnte, wurde überhaupt nicht in Erwägung gezogen. Bald wurde das »Mißhandlungssyndrom« zu einem der zwölf mildernden Umstände, die eine Frau für sich in Anspruch nehmen kann, wenn sie einen Mord begangen hat. Einem Mann unter der gleichen Anklage werden diese mildernden Umstände nicht zugebilligt. Wenn das Fernsehen Gewalt gegen Frauen, von Schauspielern gespielt, in Fiction-Filmen zeigt, dürfen wir das einen Verstoß gegen die bürgerlichen Grundrechte nennen, aber die ganz real stattfindende Gewalt gegen Männer beim Football und Boxen gehört weiterhin zu den normalen akzeptierten Sportarten.

Obwohl Männer mit viel höherer Wahrscheinlichkeit Opfer eines Gewaltverbrechens werden (Vergewaltigung ausgenommen), unterstützt der Senat einen Gesetzentwurf, der sich mit der Gewalt gegen Frauen befaßt. Dieses Gesetz bezeichnet Gewalt gegen Frauen als »Verbrechen aus Haß« und einen Verstoß gegen die Grundrechte der Frau. Aber ?Männer als Opfer von Gewalt werden noch nicht einmal erwähnt.

Damit wird die Ungleichheit zum Gesetz erhoben. Ein solches Gesetz wäre nur dann mit dem Grundgesetz zu vereinbaren, wenn Frauen viel häufiger Opfer von Gewalt wären als Männer. Weil es sich aber umgekehrt verhält, ist ein Gesetz zum Schutz von Frauen vor Gewalt nicht mit dem Grundgesetz zu vereinbaren. Ein solches Gesetz für Männer wäre dagegen durchaus legitim.

Um dem Gesetz zum Schutz der Frauen vor Gewalt Wirksamkeit zu verleihen, wurden 300 Millionen Dollar bereitgestellt, zum Schutz von Männern kein einziger Cent. Frauenhäuser für mißhandelte Frauen wurden mit 75 Millionen Dollar ausgestattet, entsprechende Häuser für Männer nicht. Die Untertitel des Gesetzes sind bezeichnend: Sicherheit auf den Straßen für Frauen, Sicherheit in den Familien für Frauen (Hervorhebung vom Autor) ...

Es ist außerdem vorgeschrieben, daß der zuständige Ausschuß des Kongresses die Gesetzesvorhaben erst, nachdem eine Anhörung stattgefunden hat, prüft und ausarbeitet. Diese Anhörung soll alle Seiten einer Sache beleuchten. In diesem Fall wurden aber nur Frauen eingeladen - fünfzehn Frauen, kein einziger Mann -, um vor der Gesetzgebenden Versammlung zu sprechen. Keiner von den Männern, die um Anhörung gebeten hatten, wurde zugelassen.

Was können wir tun, um der Gewalt gegen Männer und Frauen ein Ende zu machen? Der Anfang muß sein, daß wir aufhören, von Männern zu verlangen, sich um unserer Sicherheit willen zu opfern und ihr Leben aufs Spiel zu setzen - als private Leibwächter oder als Leibwächter der Nation. Darüber hinaus müssen wir auch aufhören, Politiker zu wählen, die meinen, Frauen beschützen zu müssen, und darüber die Männer vergessen. Erinnern wir uns: Der Gesetzgeber kann nicht hören, was wir nicht formulieren. Wir müssen unsere Stimme erheben, damit dieser Prozeß in Gang gesetzt wird.