Ein Koffer voller Kinderrechte

Zum 10. Jahrestag der UN-Kinderrechtskonvention hat das Bundesfamilienministerium einen "Koffer voller Kinderrechte" herausgebracht. Jugendministerin Christine Bergmann (SPD) überreichte am Dienstag den ersten Koffer mit umfangreichem Informationsmaterial Kindern aus einer Grundschule in Berlin. Der Info-Koffer soll die Kinderrechte in schulischen und außerschulischen Einrichtungen bekannter machen.

Das wichtigste Kinderrecht sei das Recht auf eine gewaltfreie Erziehung sagte Bergmann. Die Kinder müssten Ihre Rechte selbst gut kennen, damit sie sie auch einfordern können.

Wer als Kind die Erfahrung mache, dass man Rechte habe und dass es sich lohne, sich dafür einzusetzen, der werde dies auch als Erwachsener tun.

Die erste Auflage des Kinderrechtekoffers, dessen Materialien rund 800 Mark wert sind, beträgt 1 200 Exemplare und wird vom Familienministerium kostenlos an Kinderrechtsorganisationen, Jugendverbände, Institutionen der Aus- und Fortbildung, Landesjugendbehörden sowie Bibliotheken und Landesbildstellen verteilt.

Das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen (Unicef) beklagte zum 10. Jahrestag der UN-Kinderrechtskonvention die Kinderarbeit in aller Welt. Schätzungsweise 250 Millionen Kinder zwischen fünf und 14 Jahren arbeiteten weltweit unter Bedingungen, die ihrer Entwicklung schade und ihre Zukunft zerstöre. Meist hätten sie weder Zeit noch Kraft für den Schulbesuch.

Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International forderte alle Regierungen auf, die Rechte der Kinder endlich Wirklichkeit werden zu lassen.Kinderrechte seien nach wie vor ein unerfülltes Versprechen, sagte AI-Generalsekretärin Barbara Lochbihler. Hunderttausende Kinder und Jugendliche säßen in den Gefängnissen der Welt und seien häufig Misshandlungen, Folter und sexuellem Missbrauch ausgesetzt.

Allerdings ist die UN-Kinderrechtskonvention in Deutschland bisher nicht gesetzlich verankert. Geplant sei, das Recht auf gewaltfreie Erziehung in das Bürgerliche Gesetzbuch aufzunehmen, sagte Nicole Elping vom Bundesjugendministerium.
dpa/ADN
 
 
 

Dienstag, 16. November 1999
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