Jugend / Diskussion zum Tag der Menschenrechte

Kinder sollen Subjekte sein, nicht Objekte

Viele werden mit Gewalt konfrontiert

Kinderbeauftragte auf allen politischen Ebenen sollen die Position der Kinder stärken - diese Forderung wurde bei einer Diskussion über Kinderrechte erhoben.

CHRISTOPH FAISST

"Es ist schon symptomatisch, dass wir ein so kleiner Kreis sind, wenn es um Kinderrechte geht", stellte Ulrich Klemmp, Vorsitzender des Kinderschutzbunds Ulm Neu-Ulm fest: Gerade einmal fünf Besucher hatten den Weg zu einer Diskussionsveranstaltung gefunden, die Evangelisches Jugendwerk, CVJM und Bund der katholischen Jugend zum Tag der Menschenrechte organisiert hatten.

Seit zehn Jahren gebe es nun die UN-Kinderrechtskonvention, die Umsetzung in nationales Recht erfolge schleppend oder gar nicht, beklagte Klemmp. Es gebe niemand, der die Rechte der Kinder einklagen könne. Nur zwei Bundesländer - Rheinland-Pfalz und Schleswig-Holstein - hätten die Konvention in ihre Landesverfassung aufgenommen. "Kinder müssen Subjekte einer Gesellschaft sein, nicht Objekte", forderte er. Dazu sei es nötig, auf allen politischen Ebenen Kinderbauftragte zu schaffen, ein entsprechender Antrag sei auch schon an die Ulmer Stadtverwaltung herangetragen worden.

Worunter Kinder mitunter zu leiden haben, zeigten Zahlen, die Klemmp nannte: Alleine in Ulm gebe es 70 Fälle von sexuellem Missbrauch im Jahr, dies sei aber nur die Spitze eines Eisberges. Bundesweit würden jährlich eine Million Kinder in der Familie mit Gegenständen geschlagen. Bei der "Kinderrechtswahl", an der in Ulm 3 500 Kinder und Jugendliche teilgenommen hätten, habe sich gezeigt, dass jedes zweite oder dritte Kind über gewalttätige Verhältnisse klage.

Ulrich Berron, Leiter des Ulmer Oberlin-Hauses, berichtete, wie schwierig es sei, die Konflikte zwischen Kindern und Eltern, die Probleme mit der Erziehung hätten, zu bewältigen. Er wünschte sich eine neutrale Person und ein "Beschwerdeverfahren", um Kindern in Erziehungseinrichtungen bei Problemen zur Seite zu stehen.

Karin Köhne, Lehrerin an der Ulmer Gustav-Werner-Schule für geistig Behinderte, verlangte, die Selbständigkeit der Behinderten so weit wie möglich zu fördern. "Jedes Leben ist von gleichem Wert, weil von gleicher Würde", stellte sie angesichts der Diskriminierung Behinderter fest.
 
 

Montag, 13.Dezember 1999
Südwest Presse Online