Kinder sehen ihre Rechte nicht ausreichend geachtet

Viele Berliner Kinder können von einer Erziehung ohne Gewalt, von Gleichberechtigung und Mitbestimmung nur träumen. Das ergab eine im März gestartete Umfrage des Aktionsbündnisses Kinderrechte anläßlich der diesjährigen Unicef-Partnerschaft an Berliner Schulen. Wie der Präsident des Deutschen Kinderhilfswerks, Thomas Krüger, in einer Zwischenbilanz mitteilte, haben sich an der «Kinderrechtswahl» bisher 3673 Berliner Schüler von 8 bis 18 Jahren beteiligt.

Zur Auswahl standen zehn Rechte aus der 1989 von der UN verabschiedeten Kinderrechtskonvention, die seit 1992 auch in Deutschland in Kraft ist. Angekreuzt werden konnten drei Rechte, die aus Sicht der Kinder am meisten verletzt werden.

Immerhin 2200mal (20 Prozent) wurde die Mißachtung des Rechts von Erziehung ohne Gewalt genannt, was das Aktionsbündnis vor allem auf eine «belastende Großstadtsituation» für Eltern zurückführt. Aus Krügers Sicht bemerkenswert war, daß vor allem Mädchen dieses Recht für sich mißachtet sehen. Auf Platz zwei wurden mit 2003 Nennungen (18 Prozent) gleiche Rechte für alle Kinder unabhängig von Hautfarbe, Sprache, Religion und Geschlecht eingefordert. Auch hier waren es wieder mehr Mädchen, die das Gefühl hatten, nicht gleichbehandelt zu werden. Immerhin 13 Prozent - 1446 Kinder - sahen ihr Recht, «sich zu informieren, zu sagen, was sie denken und angehört zu werden», verletzt.

Die Ergebnisse der Berliner Kinderrechtswahl sollen im Herbst in eine bundesweite derartige Aktion einfließen. ADN

© Berliner Morgenpost 1999