Mit Steinen aufgewogen

ROTH (ps) – Es war alles geboten, was zu einer richtigen Geburtstagsfete gehört: Ein Kuchen, nette Gäste, ein kurzweiliges Programm und ein paar Überraschungen. So wurden am Samstag im Rother Jugendhaus „Zehn Jahre Kinderrechte“ gefeiert. Vorausgegangen waren Aktionen in der Valentin-Passage, die die Öffentlichkeit auf das Jubiläum aufmerksam machen wollten.

Blickfang hier wie da war vor allem die „Kinderrechtswippe“, die die Büchenbacher Pfadfinder gebaut hatten. Hier konnte sich ein Kind auf einer Seite platzieren, um sich dann mit Steinen, auf denen die Kinderrechte geschrieben waren, aufwiegen lassen. Mancher Knirps staunte nicht schlecht, wie viele Granitklötze nötig waren, ehe sich die Schaukel vom Boden hob.

Die von diesem Schauspiel „aufgehaltenen“ Passanten nutzen die Stände von amnesty international und weitere Schautafeln, um sich über die Kinderrechtskonvention der Vereinten Nationen zu informieren. Verkündet wurden auch die Ergebnisse der im Landkreis durchgeführten „Kinderrechtswahlen“.

164 Jungen und Mädchen hatten sich zu Wort gemeldet und bewertet, welche Rechte sie am meisten verletzt sehen. In der Kategorie „bei uns im Ort/zu Hause“ wurde das Recht auf Gleichheit am häufigsten genannt. „Gewaltfreie Erziehung“ wurde ebenso vermisst wie das Recht auf freie Meinungsäußerung.

Dann sollten die Kinder, die sowohl über das KJR-eigene Mitteilungsblatt „Schlüsselluuch“ als auch über manche Schulen zur Wahl aufgefordert wurden, die Situation in der Welt beurteilen. „Schutz vor wirtschaftlicher und sexueller Ausbeutung“ sahen die Mädchen und Jungen hier am häufigsten verletzt, vernachlässigt würden ihrer Meinung nach auch der Schutz vor Krieg und auf der Flucht sowie das Recht auf Bildung.

Begutachtet werden konnte auch eine „Straße der Kinderrechte“. Mitglieder des Allersberger Jugendtreffs hatten eigens für den Aktionstag kleine Litfass-Säulen gebastelt, auf denen die Kinderrechte graphisch aufgearbeitet wurden.

Nach dem Umzug von der Valentin-Passage ins Jugendhaus stand die eigentliche Party an. „Ein bisschen mehr Resonanz“ hätte es schon sein dürfen, beurteilten Kreisjugendpflegerin Anne Thümmler vom mitveranstaltenden KJR Roth und Kreisjugendamtsleiter Dr. Manfred Korth den Blick auf die Gästeschar. Mit dem Verlauf der Aktion am Vormittag zeigten sich beide aber zufrieden. Vielleicht sei das Thema eben nicht so populär, mutmaßte Korth.

Es sei aber auf jeden Fall gelungen, auf die Festschreibung der Kinderrechte aufmerksam zu machen. Und gerade mit der Vormittags-Aktion hätte man auch Erwachsene erreicht, wenn auch die Kleinen die primäre Zielgruppe waren. „Wir wollten die Kinder beteiligen und nicht Fertigkost vorsetzen“, erklärte Anne Thümmler. Deswegen hätten sich die drei Veranstalter, KJR, ai und die Büchenbacher Pfadfinder auch für einen Mitmachzirkus als Hauptattraktion entschieden.

Der Stimmungen tat es allerdings keinen Abbruch, dass noch ein paar Kinder mehr ins Jugendhaus gepasst hätten. „Ich finde es schön, dass es Kinderrechte gibt“, erklärte Lena aus Hilpoltstein, die ihre Zwillingsschwester zur Party mitgebracht hatte Hannah wurde neugierig, als ihr Lena von der Feier erzählte und wollte natürlich mitkommen. Außerdem habe sie das Thema interessiert, fügte die Neujährige hinzu. Ebenfalls aus Hilpoltstein kamen Vera und Rebecca, die sich einfach einmal überraschen lassen wollten und denen es von Anfang an gefallen hat.

Nach einer kurzen Begrüßung und der Verlosung kleiner Preise hieß es „Bühne frei“. Eine dreiköpfige Clowngruppe - zusammengesetzt aus einem Büchenbacher Pfadfinder und zwei Kreisjugendring-Praktikanten - begeisterte die Jungen und Mädchen zwischen sechs und 14 Jahren mit Tricks und Einlagen. Beim gemeinsamen Kuchenessen und Spielen konnten die Kinder dann so richtig ausgelassen feiern.
 

1999
ROTH-HILPOLTSTEINER VOLKSZEITUNG