Kinderbeirat macht Politik

AUS DEN STADTTEILEN

Drei Kinder haben am Dienstagabend im Bezirksbeirat West erfolgreich Politik gemacht: Ihrer Forderung nach einem Streetballplatz an der Elisabethenanlage schlossen sich die Bezirksbeiräte einstimmig an.

Rebecca Eurich, Karsten Tischer und Pablo Lauterstein waren im Rathaus erschienen, um die Bilanz des Kinderbeirats vorzustellen. Einen solchen beratenden Ausschuss gibt es nur im Stadtbezirk West. Alle drei haben den Beirat vor gut zwei Jahren mit ins Leben gerufen, weil sie die Interessen von Kindern im Westen besser vertreten haben möchten. Seitdem diskutieren regelmäßig 20 bis 25 Kinder im Alter von acht bis 14 Jahren in ihrem Parlament.

Im Bezirksbeirat haben die jungen Politiker am Dienstagabend kein Blatt vor den Mund genommen. ¸¸Die Grünphase an der Kreuzung Schwab-/Bebelstraße ist viel zu kurz'', kritisierte die 13-jährige Rebecca. Sie betrage nur neun Sekunden, wie Messungen ergeben hätten. ¸¸In dieser Zeit können kleine Kinder die Fahrbahnen und Stadtbahngleise nicht überqueren'', so die Schülerin. Die umspringende Fußgängerampel löse bei vielen Kindern panische Reaktionen aus.

Ein dickes Lob vom Kinderbeirat erhielt hingegen die Bethelkirche in der Forststraße, die - wie berichtet - in ihrem Gotteshaus einen Winterspielplatz eingerichtet hat. ¸¸Es müsste mehr solcher Räume geben'', meinte Rebecca.

Der gleichaltrige Pablo erklärte den Bezirksbeiräten, dass man auch über das Thema Gewalt und Kinderrechte gesprochen habe. Dies führte dann zu einer Spendenaktion für Kinder im Kosovo, bei der an zwei Samstagen 1125 Mark gesammelt wurden. ¸¸Es hat aber sehr lange gedauert, bis wir die Genehmigung von der Stadt erhalten haben'', kritisierte Pablo.

Sein ¸¸Fraktionskollege'' Kirsten forderte mehr Spielraum für Kinder im Westen. ¸¸In der Elisabethenanlage fehlt ein Streetballplatz'', stellte er fest. Weil es dort zu wenig Sportplätze gebe, komme es oft zu Ärger mit älteren Kindern, bei denen die kleinen den Kürzeren zögen. ¸¸Deshalb brauchen wir ein neues Spielfeld'', so Karsten.

Das sahen auch die Bezirksbeiräte so, die dem Nachwuchs für sein Engagement ein großes Lob aussprachen. Die Arbeit des Kinderbeirats diene der Weiterentwicklung der demokratischen Kultur. Die Schilderungen zeigten zudem, dass es noch erheblichen Gestaltungsbedarf auf dem Weg zu einem kinderfreundlichen Stadtbezirk gebe.

Von Wolfgang Schulz-Braunschmidt
 
 

20.01.2000
Stuttgarter Zeitung