Vorschüler diskutieren bei Kinderrechten mit

Erzieherinnen des Kinderhauses der Arbeiterwohlfahrt in Reiskirchen bringen ihren Schützlingen die UN-Konvention über ihre Rechte nahe

Um das "Recht zu spielen" ging es unter anderen beim Projekt "Rechte der Kinder" im Kinderhaus der Arbeiterwohlfahrt. Sechsjährige Vorschüler setzten sich hier mit dem schwierigen Thema auseinander.

Reiskirchen (ros). Die Kinder, die in das Kinderhaus der Arbeiterwohlfahrt (Awo) in Reiskirchen gehen, kennen ihre Rechte. Es gehört zum pädagogischen Konzept der Einrichtung, Kindern ihre Rechte im Alltag zuzugestehen. Darüber hinaus haben die Leiterin des Kinderhauses, Christiane Ferrang, und Erzieherin Alexandra Klicker mit den "Großen", die nach den Ferien in die Schule kommen, ein Gruppenprojekt zum Thema "Rechte der Kinder" durchgeführt. Nachdem ihnen das Thema zum ersten Mal vorgeschlagen wurde, hatten die Kinder noch kein rechtes Interesse. "Aber nach einiger Zeit sind sie doch neugierig geworden und haben sich dafür entschieden", berichtet Christiane Ferrang. Aber auch das sei ein wichtiger Grundsatz im Umgang mit den Kindern: "Wir drücken ihnen kein Thema auf. Sie können selbst entscheiden, mit was sie sich beschäftigen wollen", sagt sie.

Ausgangspunkt für die Erzieherinnen und ihre sechsjährigen Schützlinge war eine Broschüre, in der die UN-Konvention über die Rechte des Kindes dargestellt sind. "Wir haben diese Broschüre mit den Kindern besprochen und die einzelnen Kinderrechte diskutiert", erinnerte sich Alexandra Klicker. "Es war gar nicht schwierig, ein abstraktes Thema mit Leben zu füllen." Wie Kinder sich die Sache mit den Kinderrechten vorstellen, hat Patrick so erklärt: "Wenn man Rechte hat, dann heißt das, dass Kinder auch etwas sagen dürfen." Und Christina meinte: "Kinderrechte sind Rechte, wo die Kinder Recht haben."

Insgesamt sind es zehn Rechte, die die UN-Konvention für Vorschulkinder und Schulanfänger aufgestellt hat. Die Kinder im Kinderhaus haben erfahren, dass nicht das Recht des Stärkeren gilt, sondern dass alle, auch die Kleinsten und Schwächsten in einer Gesellschaft, Rechte haben. Das Recht auf ein gutes Leben, das Recht mit Papa und Mama zusammen zu sein, das Recht, Hilfe zu bekommen oder das Recht zu spielen. Die Beschäftigung mit den Kinderrechten hat im Umgang der Kinder miteinander praktische Auswirkungen. So beobachtete Christiane Ferrang, wie einer ihrer Schützlinge ein anderes Kind schlug. Es wurde nicht zurückgeschlagen, sondern das geschlagene Kind belehrte den kleinen Kollegen: "Du hast kein Recht, mich zu schlagen." In einem anderen Fall setzten sich Kinder für das Recht eines Schwächeren ein: "Du hast kein Recht, ihn zu hänseln", schützten sie ihn, als andere ihn ärgerten. Dass Kinder ganz konkrete Vorstellungen mit ihren eigenen Rechten verbinden, zeigt sich an den Bildern, die in der Gruppe entstanden sind. Mit Wachs- und Wasserfarben oder Buntstiften malten die Kinder Situationen, die zu den Rechten passen. Nicht immer ist ihnen auf Anhieb etwas eingefallen, aber beim gemeinsamen Nachdenken und Reden entstanden doch die passenden Motive. Eva und Chantal haben ein Bild gemalt unter dem Motto "Ich habe das Recht zu sagen, was ich denke." Sie haben sich Comics als Vorbilder gewählt und einen Menschen mit einer Sprechblase gemalt. In der Sprechblase sind lauter schöne Sachen: ein Buntstift, eine Diddel-Maus und ein Buch. Denn Eva meint: "Man soll nicht alles sagen, nur liebe Sachen."
 
 

05.07.2000
Saarbrücker Zeitung