Bad Harzburg

Knappe Ratsmehrheit für Resolution zum Thema Kinder- und Jugendrechte

BAD HARZBURG. Sie waren einander zu nah und doch so fern. „Kinder und Jugendliche sollen zu allen sie betreffenden Vorhaben und Anliegen gehört werden und ihre Interessen in angemessener Weisung Berücksichtigung finden“. Auf diesen Satz hätten sich SPD/FDP und Grüne auf der einen sowie die CDU auf der anderen Seite sicher verständigen können. Allein, der Teufel steckt im Detail.

So brachte denn letztlich eine Mehrheit von SPD/FDP und Grünen gegen die Unionsstimmen eine Resolution an die Landesregierung auf den Weg, in der die Aufnahme von Kinder- und Jugendrechten in die kommunale Verfassung gefordert wird. In der Debatte zuvor wurden sämtliche Register gezogen, fehlte es weder an Remineszenzen an die „68er“, noch an „staatsmännischen“ und „juristischen Belehrungen“ und auch persönliche „Anmerkungen“ kamen nicht zu kurz. Einen gemeinsamen Nenner fand der Rat dennoch nicht.

Gegen eine stärkere Berücksichtigung von Kinder und Jugendlichen sprach sich dabei auch die CDU nicht aus. Allerdings mochte sie sich mit dem Begehren nicht an die Landesregierung wenden, sondern quasi vor der eigenen Haustür beginnen. Die „Absichtserklärung“, die der Rat nach Willen der Union hätte beschließen sollen, wäre denn auch im Grunde zumindest zunächst weiter als die bloße Resolution gegangen, fast einer „Selbstbindung“ gleichgekommen.

Die Kritik der CDU machte sich klar auch an dem Begriff „Mitbestimmung“ fest. Ihrem Sinne nach, so Christoph Seggermann, laufe die Resolution dem „Prinzip der repräsentativen Demokratie“ zuwider, letztendlich müsse dann eine jede Altersschicht direkt und nicht weiter über den Rat vertreten werden. Insbesondere aber auch konkrete Punkte, die in dem Resolutionspapier aufgeführt waren, gerieten in der Diskussion ins Kreuzfeuer der Union. Das Mitspracherecht von Kinder und Jugendlichen bei Stadtteilplanungen oder aber der Bestandsschutz bei Mitteln für die Kinder- und Jugendarbeit, der demnach ebenfalls in der Verfassung festgeschrieben werden sollte, ging der CDU nach den Worten ihres Fraktionschefs Eberhard Völker entschieden zu weit.

Dies alles jedoch, so SPD/FDP-Fraktionschef Günter Kasties, seien Punkte, zu denen ohnehin – sollte tatsächlich eine Verfassungsänderung angestrebt werden – die kommunalen Spitzenverbände mitsprechen würden. Geerd Beckmann (SPD), Vorsitzende des Jugendausschusses, verwies derweil mehrfach auf die Notwendigkeit der Resolution und die Bemühungen der Landesregierung oder der örtlichen Arbeitsgruppe Kinderrechte, die unter anderem auch auf der „Agenda 21“ fußten. Für die Grünen betonte Bettina Hoppe-Scheele die Bedeutung der Aktion, diene diese doch nicht zuletzt ganz wesentlich dem Versuch, Kinder und Jugendliche an demokratische Meinungs- und Mitbestimmungsprozesse heranzuführen. Sowohl Geerd Beckmann wie auch Bettina Hoppe-Scheele verwiesen in diesem Zusammenhang auf die Länder Nordrhein-Westfalen und Schleswig-Holstein, in denen Jugendparlamente ihre (funktionierende) Arbeit bereits aufgenommen hätten. bc