Innenminister entscheidet über Edita

Mönchengladbach. Bei Schulleiter Bobo Assert stand das Telefon kaum still. Etliche Bürger meldeten sich im Stiftisch-Humanistischen Gymnasium, um die 16-jährige Edita F. bei sich aufzunehmen. Wie berichtet, soll die junge Polin am 24. Juli abgeschoben werden.

Beim Jugendamt hat sich derweil noch "kein konkreter Interessent" gemeldet. "Wir haben uns jetzt mit dem Vormund des Mädchens zusammengesetzt, der sich um eine Namensliste aus der Schule kümmert", so Elke Schulz. "Dann rufen wir alle zusammen und entscheiden gemeinsam mit Edita, wer als Pflegefamilie in Frage kommt." Eine Adoption jedenfalls ist ausgeschlossen. Denn Editas Vater, der in Deutschland lebt und dem das Sorgerecht nur teilweise entzogen wurde, ist noch ihr gesetzlicher Vertreter.

Doch bevor das Jugendamt tätig werden kann, muss zunächst die ausländerrechtliche Seite geprüft werden. Die Stadt strebt eine Einbürgerung der 16-Jährigen an, prüft derzeit Unterlagen des Vaters und Editas Anspruch auf die deutsche Staatsbürgerschaft. Die Ergebnisse müssen dem Innenminister von NRW vorgelegt werden, der über die Abschiebung entscheidet.

"Ich wäre sehr froh, wenn wir das Mädchen hier unterbringen könnten", so Oberbürgermeisterin Monika Bartsch. "Sollte man sie jedoch abschieben wollen, würden wir das Umfeld in Polen genau prüfen." Die Mutter des Mädchens, das vor drei Jahren nach Gladbach kam, ist in Polen verstorben.

Hans-Willi Körfges (SPD) kündigte gestern an: "Wenn nicht kurzfristig eine Lösung gefunden wird, bringe ich den Fall mit einer Petition in der Landtag ein."

Über Editas Abschiebung informierte die Stadt den Vormund vor einem Jahr. Jetzt, bei Wiederaufnahme des Verfahrens, machte die Schule den Fall öffentlich.
 
 

20.06.2001
Niederrhein/Mönchengladbach
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