Schüler wählen ihre wichtigsten Rechte

Von Susanne Peyronnet, LN

Bargteheide - Stormarns Kinder wollen gesund und gut leben, vor Ausbeutung und Missbrauch sicher sein und sind für Schutz vor Krieg und Verfolgung. Das haben die Kinderrechtswahlen ergeben. Jetzt sind die Schüler in Bargteheide an der Reihe zu wählen.

Kinder an die Urnen: Schülerinnen und Schüler zwischen sechs und 16 Jahren haben jetzt in Bargteheide die Wahl. Dort ruft der Kreisverband Stormarn des Deutschen Kinderschutzbundes für Juni und Juli zu Kinderrechtswahlen auf.

Die Kinder haben die Wahl zwischen Rechten, nicht zwischen Personen. Und damit sie wissen, worum es geht, wird zuvor in der Schule über die Inhalte der UN-Konvention Rechte des Kindes gesprochen, die den Wahlen zu Grunde liegt. Mitarbeiter des Kinderschutzbundes erklären den Schülerinnen und Schülern die Kinderrechte, sagen, welche weltweit, welche in Deutschland eine Rolle spielen und verteilen schließlich die Wahlzettel. Die enthalten zehn Rechte, von denen die Kinder die drei für sie wichtigsten ankreuzen sollen.

Bargteheide ist der vierte Ort im Kreis Stormarn, in dem gewählt wird. Bisher haben mehr als 1000 Kinder ihre Stimme abgegeben. Davon 800 in Bad Oldesloe, 250 in Ahrensburg und 170 in Reinbek. Das Ergebnis, erläutert der Geschäftsführer des Kinderschutzbundes, Ingo Loeding, gleiche sich in allen Orten, sei aber durchaus von der Tagespolitik bestimmt. So stimmten in allen drei Orten, in denen es bisher Wahlen gab, die meisten Kinder für die selben drei Rechte. Wie in Bad Oldesloe, wo 17,2 Prozent das Recht auf Gesundheit und einen guten Lebensstandard auf Platz eins wählten. Auf Platz zwei kam mit 15 Prozent das Recht auf Schutz vor Ausbeutung und Missbrauch, auf Platz drei mit 10,7 Prozent das Recht auf Hilfe im Krieg und auf der Flucht. Das erklärt Loeding damit, dass zur Zeit der Wahlen in Bad Oldesloe im Jahr 1998/99 der Krieg auf dem Balkan tobte und Kriegsflüchtlinge mit den Oldesloer Schülern die Schulbank teilten.

In Ahrensburg, wo im Herbst 2000 gewählt wurde, und in Reinbek (Frühjahr 2001) waren die Ergebnisse ähnlich, nur die Plätze zwei und drei wechselten. Ob auch die Bargteheider Kinder so stimmen wie ihre Altersgenossen in den anderen Orten, wissen die Mitarbeiter des Kinderschutzbundes nach den Sommerferien. Aber eins zeichnet sich schon jetzt ab: Bei der erstmals gestellten Frage, welches Recht nach Ansicht der Kinder in Deutschland am meisten verletzt werde, antworteten besonders viele: "Das Recht auf gewaltfreie Erziehung und gewaltfreies Leben." Loeding: "Das ist für uns erstaunlich gewesen." Eine Erklärung ist für ihn, dass immerhin 60 bis 70 Prozent der Kinder in Deutschland mit Schlägen erzogen werden.

Im Frühjahr 2002 will der Kinderschutzbund ein Gesamtergebnis der Kinderrechtswahlen für Stormarn vorlegen. Das soll dann den Kreispolitikern übergeben werden. Eine erste Tendenz wurde im Mai dieses Jahres bereits in den Jugendhilfeausschuss des Kreises eingebracht. Und eines ist Loeding und seinen Mitarbeitern auch klar: Wenn neue Kinder heranwachsen, muss es wieder Kinderrechtswahlen geben. "Das ist eine Daueraufgabe."
 
 

Lokalredaktion Stormarn
ln-online/lokales vom 07.06.2001
http://www.ln-online.de/Nachrichten/Lokales/stormarn_424922.htm