Politiker stellen sich den Fragen von Kindern
 

Besonderer Programmpunkt war das so genannte Kinderparlament. Schüler der Stammgruppe 6.3 der Integrierten Gesamtschule erhielten die Gelegenheit, Politikern Fragen zu stellen. Klassenleiter Wilfried Schinke hatte in Vorbereitung darauf mit seiner Klasse über Kinderrechte gesprochen. Von zehn Paragraphen, die auf einer Liste zusammengefasst waren, bewegte die Kinder, die häufig in Scheidungsfamilien aufwachsen, vor allem einer: "Kinder haben das Recht, mit ihren Eltern zu leben und sich regelmäßig mit Mutter oder Vater zu treffen, wenn diese nicht zusammen wohnen." Bei der Diskussion im Klassenverband, so Schinke, sei deutlich geworden, dass dies für erstaunlich viele Kinder nicht selbstverständlich sei. Gemeinsam mit seinen Schülern erarbeitete der Lehrer einen Katalog mit 14 Fragen. Da das Interesse groß war, wurden zehn Schüler wurden durch offene Wahlen ausgewählt, die Fragen am Weltkindertag an die Politiker zu richten. Rede und Antwort standen Gerda Fischer (CDU), Kerstin Sennekamp (Grüne) und Katharina Lankeit (SPD). Besonders bewegte die Schüler die Frage, warum die Schulbusse so überfüllt sind und oft einfach abfahren, ohne die Kinder mitzunehmen. Abgesehen davon, dass es den Politikern sichtlich schwerfiel, eine kindgerechte Sprache zu finden (Lankeit rutschte versehentlich gar ein "Sie" als Anrede für die Kinder heraus), nahmen sie Lankeits Vorschlag, die Stadtwerke zu einem Gespäch einzuladen, begeistert auf.

Nicht nur die Erwachsenen sind offenbar von den vielen Baustellen und Straßensperrungen im Stadtgebiet genervt. Auch die Kinder wollten gern wissen, warum so viele Straßen gleichzeitig aufgerissen würden. Fischer erklärte, dass das unterirdische Leitungsnetz der Stadt sehr marode sei und erneuert werden müsse. Allerdings, fügte Lankeit hinzu, müssten die Arbeiten besser koordiniert werden. Obwohl das Publikum Gelegenheit hatte, sich in die Diskussion einzubringen, gab es wenig spontane Fragen. Der elfjährige Pierrot Brunet allerdings erinnerte daran, dass die meisten Kinder der Stadt trotz vorhandener Missstände Wohlstandskinder sind. "Warum ist mein Haus kein Schloss?" wollte er naseweis wissen.
 

21.09.2001
http://news.gtonline.de/RED/LOKALES/story39003.html