Immer mehr Tiroler kaufen im Drogeriemarkt Vaterschaftstest

In Österreich sind heimliche Vaterschaftstests erlaubt. Bereits die Hälfte aller Tests wird über die Bipa-Kette verkauft.

Zwischen Pflastern und Tampons: der Vaterschaftstest wird auch von Tirols Männern fleißig in das Privatlabor eingeschickt.

In Apotheken gibt es Vaterschaftstests schon länger zu kaufen. Auch im Internet gibt es zahlreiche Anbieter, die solche Tests durchführen. Seit knapp einem Jahr ist dies auch über die Handelskette Bipa möglich.

Der Verkauf über die Drogeriemärkte wird besonders gut angenommen. "Wir verkaufen mittlerweile bereits mehr als die Hälfte aller Vaterschaftstests über die Drogeriemärkte. Mit dieser Schiene haben wir eine neue Käuferschicht erschlossen", erklärt Gabriele Blaschik, Pressesprecherin der Firma EccoCell, jenem Grazer Privatlabor, das die per Post zugesandten DNA-Analysen durchführt.

Rund 80 solcher Drogeriemarkt-Tests langen pro Monat in dem Labor ein. Zwischen fünf und zehn Prozent kommen aus Tirol: "Insgesamt verzeichnen wir ein starkes Ost-West-Gefälle. Die meiste Post kommt aus Wien und Niederösterreich", sagt Blaschik.

Der Test funktioniert einfach und schnell: Ein Abstrich der Mundschleimhaut von Vater und Kind genügt, um sieben Tage später - in dringenden Fällen sogar innerhalb von drei Tagen - ein Ergebnis vorliegen zu haben. Die Vaterschaftswahrscheinlichkeit ist zu 99,9999 Prozent eruierbar. Die Vaterschaftstest-Box kostet 14,99 Euro, eine Analyse ist in verschiedenen Stufen und damit zu mehreren Preisen möglich.

Von der Standard-DNA-Analyse (um 550 €) bis hin zum gerichtlich verwertbaren Privatgutachten (um 1.050 €) - bei dem ein Identitätsnachweis zwingend ist - sind mehrere Varianten erhältlich. Liegt das Einverständnis aller Beteiligten - also auch das von der Mutter - nachweisbar vor, und sind die Proben von einem Sachverständigen, Arzt oder Anwalt bestätigt, dann lässt ein Richter das Privatgutachten in der Regel auch vor Gericht gelten.

In den meisten Fällen ist das aber gar nicht gefragt. Am häufigsten werde nämlich die Standard-Variante bestellt, so Blaschik. Es gebe aber auch zunehmend mehr Anwälte, die im Vorfeld eines Scheidungs- und Sorgerechtsstreites einen einfachen Standard-Test machen lassen, "um sich bereits Klarheit zu verschaffen und weitere Vorgangsweisen besser planen zu können."

Österreichs Männer dürfen heimlich testen lassen. Anders sieht das in Deutschland aus. Dort soll nach langer Diskussion Männern unter Strafe verboten werden, heimlich genetisches Material ihrer Kinder an Labors zu schicken.

Bei einem Vaterschaftstest stünden nicht nur die Interessen des Vaters, sondern auch die des Kindes auf dem Spiel, heißt es. Gentests dürfen nur mit der Zustimmung der Mutter oder nach Gerichtsbeschluss gemacht werden. Österreichs Justizministerium sieht in dieser Richtung derzeit keinen Handlungsbedarf.

Männer dürfen hier straffrei und bis dato ohne öffentliche Diskussion wissen, ob sie der Vater sind. Bei jedem zehnten aller ehelich geborenen Kinder sind sie es nicht. Das besagt zumindest eine Erhebung für Deutschland. Nicht immer sind es die Väter, die es wissen wollen. Immer wieder gebe es Anfragen von erwachsenen Kindern, die wissen wollen, ob ihr kürzlich verstorbener Vater auch wirklich ihr Vater war, so Blaschik.
 

Liane Pircher
27.06.2005

http://www.tirol.com/chronik/innsbruck/13742/index.do