Berlin/Stuttgart (dpa) - Im Gegensatz zur rot-grünen Bundesregierung will Baden-Württemberg heimliche Vaterschaftstest auch künftig zulassen und gesetzlich verankern. «Ein Vater muss wissen dürfen, ob sein Kind auch wirklich sein Kind ist», erklärte Landesjustizminister Ulrich Goll (FDP) in der «Bild am Sonntag». Er kündigte eine entsprechende Bundesratsinitiative an.
Eine Sprecherin von Bundesjustizministerin Brigitte Zypries (SPD) kritisierte den Vorschlag als falschen Weg. Zypries will heimliche Vaterschaftstests unter Strafe zu stellen. Dagegen forderte Goll seine Bundeskollegin auf, ihr Vorhaben aufzugeben. «Die Wahrheit muss sich durchsetzen dürfen.»
Der Gesetzentwurf der CDU/FDP-Regierung sehe vor, heimliche Vaterschaftstests nur all denen zu verbieten, die nicht direkt betroffen sind. «Also dem Nachbarn oder der Schwiegermutter, die glaubt, ihr Sohn sei betrogen worden. Aber dem Vater, der Mutter und dem Kind sollen heimliche Tests zugestanden werden.»
Zypries' Sprecherin sagte, heimliche Tests verletzten immer das Grundrecht auf Selbstbestimmung desjenigen, dessen Gene ohne seine Einwilligung untersucht werden. Zypries wolle aber - wie vor einem Monat angekündigt - die Schwelle für eine Anfechtung der Vaterschaft senken, damit Männer auch ohne heimliche Tests die Abstammung ihrer angeblichen Kinder leichter gerichtlich überprüfen lassen können.
Im Januar hatte der Bundesgerichtshof (BGH) entschieden, dass heimliche Vaterschaftstests vor Gericht als Beweismittel unzulässig sind. Auch Baden-Württemberg will laut Goll die Hürden für eine Klage zur Anfechtung der Vaterschaft senken. «Wer nur von Richtern angeordnete Vaterschaftstests erlaubt, treibt zweifelnde Familienväter geradezu vor Gericht.» Die Folgen seien vorhersehbar: «Der Familienfriede bleibt auf der Strecke, die Ehe wird unnötig belastet. Unnötig deshalb, weil sich in drei von vier Fällen herausstellt, dass es sich tatsächlich um das eigene Kind handelt.»
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